Foto: „‚ AP SPECIAL EDITION ‚“ von ACHIM OETZEL
Die heutige „Story zum Foto“ erzählt Dir achimpictures. Ist eines Deiner Fotos unter besonderen Bedingungen entstanden? Sind bei einem Shooting ungewöhnliche Dinge passiert? Ist Dir nach unzähligen Versuchen endlich „das” Bild Deiner Träume gelungen? Oder hast Du für Dein Foto eine spezielle Technik verwendet, die nicht alltäglich ist? Schreibe uns gerne über dieses Kontaktformular – wir melden uns bei Dir und stellen die Geschichten hier im Blog vor.
Folgenden Ausführungen gehen zahlreiche in der fotocommunity veröffentlichte Fotos mit Andeutungen der Ereignisse voraus:
Mein letztes Wave-Foto nehme ich hastig auf und verstaue die komplette Foto-Film-Gerätschaft. Es ist mir zu brenzlig geworden. Ein letzter Blick zurück…
Es geht steil hinunter durch tiefen Sand, der in die Schuhe eindringt und das Gehen erschwert. Bis auf eine Flasche Wasser ist der Getränkevorrat aufgebraucht. Panik kommt auf, denn die Kräfte lassen spürbar auf dem Weg über die Slick Rocks nach. Da sehe ich etwas Buntes weit vor mir über dem Gestein tanzen.
Ein Regenschirm!
Es sind die beiden, denen ich bereits in der Wave begegnet bin. Mir fällt auf, dass sie in kurzen Zeitabständen halten und sich niederlassen. Mein Gefühl sagt mir, dass ich das Paar unbedingt erreichen muss. Schwer keuchend hole ich auf und erreiche sie schließlich atemlos noch vor den Twin Buttes.
Der letzte Tropfen Wasser
Meinen Zustand erkennen B. und N. sofort und bieten mir hilfsbereit ein Elektrolyt-Getränk an, das ich dankbar annehme. Außerdem leere ich meine letzte von zehn Flaschen mit Wasser und verstaue die Verpackung wieder. Ich werde in diesem schützenswerten Gebiet keine Spuren hinterlassen.
Kraft sammeln
Wir verständigen uns sehr gut und gehen gemeinsam weiter. N. gibt mir einen zweiten von ihr mitgenommenen Schirm, der mir etwas Schatten verleiht. Alle 200 – 400 Meter hält N. an und breitet eine Decke aus.
Kraft sammeln!
Aussichtslos...
Ich bemerke nach ca. halber Strecke, dass auch den beiden die Getränke ausgegangen sind. So manchen Gedanken muss ich verdrängen. Das Gehen fällt uns immer schwerer, die Pausen dauern immer länger, wenn wir ein schattenspendendes Gebüsch erreicht haben. Die Sonne brennt weiter unbarmherzig auf uns herab, und die dunklen Wolken haben sich verzogen.
Kein Lüftchen ist spürbar.
B. hat noch die beste Kondition und vermittelt mir Zuversicht. Auch N. scheint sehr besonnen zu sein. Erstaunlich empfinde ich den engen vertrauensvollen Zusammenhalt in der relativ kurzen Zeit unserer Begegnung.
Am Ende der Kräfte
Schlimm entwickelt sich das Vorankommen, nachdem wir den bekannten Bergsattel überwunden haben. Wieder müssen wir durch tiefen, nachgebenden Sand stapfen. Meine Lippen fühlen sich spröde an, die Kehle ist trocken, die Füße schmerzen, aber am meisten macht mir der quälende Durst, die Kraftlosigkeit und die Psyche zu schaffen.
Ich bin mir nicht so sicher, ob ich das Ziel erreichen werde.
Die schwierigsten Meter meines Lebens
Wir gelangen schließlich zum ausgetrockneten Wash. Vielleicht 500-700 Meter vor dem Wire Pass Parkplatz scheint es nicht mehr weiter zu gehen. Während B. sich liebevoll um N. kümmert, mache ich mich allein auf die letzten und wohl schwierigsten Meter meines Lebens, denn ich glaube, eine weitere Rast würde mir das Aufstehen unmöglich machen.
Dann endlich...
Mit allerletzter Kraft erreiche ich den Parkplatz in der Hoffnung, meine Frau bereits hier vorzufinden. Dem ist leider nicht so. Ich lasse mich kraftlos unter dem Vordach des Toiletten-Häuschens nieder und strecke alle Viere von mir. Kaum habe ich Zeit meine Situation zu überdenken, da öffnet sich eine Tür.
Der Mann scheint meine Situation nicht zu verstehen. Schließlich kehrt er jedoch mit einer Flasche G. zurück. Flüssigkeit!!!
Nun erreichen auch B. und N. vollkommen erschöpft den Parkplatz. Ich biete N. Flüssigkeit an, während B. den Wagen anspringen und die Klimaautomatik auf Hochtouren laufen lässt. Die restlos leer getrunkene Flasche bleibt als Umweltverschmutzung am Häuschen zurück.
Im Auto wird es schnell kühl. B. fährt wie der Teufel über die House Rock Valley Road. Unendlich lang erscheint mir die mit Schlaglöchern übersäte Dirt Road. Wir passieren die Abzweigung zu White Pocket. So ein Mist! Während des Höllentrips versuche ich meine Frau vergeblich zu erreichen. Ich möchte sie davon abhalten, von Page aus loszufahren, um mich um 18:00 Uhr am Wire Pass abzuholen.
Schließlich erreichen wir die US Alt 89 und passieren die Cliff Dwellers und die Navajo Bridge. An einer Tankstelle versorgt uns N. mit ach so leckeren Elektrolyten.
Ich erreiche Angela in der Zivilisation nunmehr telefonisch, als sie sich gerade anschickt, loszufahren. Sie möchte im Hotel bleiben, ich würde gebracht werden.
Die Getränke bewirken Wunder. Auf der restlichen Fahrt unterhalten wir uns angeregt.
Endlich angekommen
Überschwänglich bedanke ich mich bei B. und N. am Hotel und feiere mit meiner Frau die gesunde Rückkehr.
Die Pointe
Der Rucksack voller leerer Flaschen wird entsorgt.
Unglaublich!: Ganz unten hat sich eine von zehn Flaschen dem Durst entzogen.
Diese vergessene Flasche hätte mir unter ganz ungünstigen Umständen das Leben kosten oder erhalten können.
Die Moral von der Geschichte: Zahlenraum von 1 – 10 beherrschen können!
So, die Geschichte hat ein gutes Ende, aber White Pocket musste ich für den folgenden Tag aus meiner Planung streichen.
Später erfuhr ich, dass in den Coyote Buttes tatsächlich Leute verdurstet sind. Wer im Hochsommer diese wunderschöne Steinwüste allein oder mit zu wenig Trinkwasser Vorräten erkundet, kann in Lebensgefahr geraten.
Ein herrliches Foto dieser märchenhaften Landschaft. Die Story dazu ist spannend und ganz gewiss lehrreich. Auch hierzulande gilt: Es gibt keinen Notschalter in der Natur, den man mal schnell zur Gefahrenabwehr betätigen kann. Gute Vorbereitung ist das A und O, gern auch durch das Lesen von Erfahrungsberichten.
Interessante Erzählung, auch hilfreich für künftige Besucher und Besucherinnen