Foto: „DER TAG DES SCHWARZEN JESUS“ von SIMON TAAL
Die heutige „Story zum Foto“ erzählt Dir Simon Taal. Ist eines Deiner Fotos unter besonderen Bedingungen entstanden? Sind bei einem Shooting ungewöhnliche Dinge passiert? Ist Dir nach unzähligen Versuchen endlich „das” Bild Deiner Träume gelungen? Oder hast Du für Dein Foto eine spezielle Technik verwendet, die nicht alltäglich ist? Schreibe uns gerne über dieses Kontaktformular – wir melden uns bei Dir und stellen die Geschichten hier im Blog vor.
Das Bild entstand am 9. Januar 2013 in der philippinischen Hauptstadt Manila. Dort wird jedes Jahr am 9. Januar das Fest das schwarzen Jesus gefeiert, „Feast of the Black Nazarene“ genannt.
Dabei wird eine schwarze Jesusfigur aus Holz in Lebensgröße mit Kreuz auf einem Wagen durch die Altstadt von Manila gezogen.
Die Geschichte der Figur
Diese Figur kam 1606 von Mexiko auf die Philippinen und ist noch weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben. Für die Filipinos ein absolutes Heiligtum.
Die Philippinen sind das einzige Land in Südostasien mit überwiegend christlichen Anhängern. Ein Schrein, bestehend aus Bildern und Figuren von Jesus und Maria, dazu Bibelzitate, sind in sehr vielen Wohnungen hier Standard.
Die Vorbereitungen für das Fest
Schon tagsüber, Stunden bevor man die Jesusfigur zu Gesicht bekommt, sind die Straßen in der Altstadt von Manila sehr voll. Die Menschen sind in ausgelassener Feierstimmung, überall läuft Musik, es wird getrunken und – typisch für Asien und so auch auf den Philippinen – Karaoke gesungen. Vereinzelt sieht man, wie kleine Kopien der Jesusfigur durch die Straßen getragen wurden.
An diesem Tag sind sehr viele Filipinos barfuß unterwegs. Das hat Tradition und ist eine Anspielung auf Jesus. Hier und da sind Straßenverkäufer unterwegs, die weiße Handtücher verkaufen. Mit einem weißen Handtuch über die Jesusfigur zu wischen, ist ebenfalls eine Tradition. Ein symbolischer Akt und im Glauben, dass das Handtuch eine heilende Wirkung erhält.
Perfekte Sicht auf das Spektakel
Glücklicherweise hatten wir Zugang zu einer abgesicherten Aussichtsplattform in der Straße, die nur für Anwohner zugänglich war.
Nach stundenlangem Warten wurde es zunehmend voller. Als es dann nach Einbruch der Dunkelheit endlich so weit war, war die Straße rappelvoll und es gab kaum noch ein Durchkommen. Die Menschen drängelten, einige wurden bewusstlos aus der Menge getragen.
Viele versuchten den Wagen, auf dem die Figur stand, hochzuklettern, die Figur anzufassen und mit ihrem weißen Handtuch drüber zu wischen. Der schwarze Jesus bewegte sich nur sehr langsam vorwärts und kam immer wieder zum Stehen. Ein unglaubliches Spektakel, etwas ähnliches hatte ich noch nicht gesehen. Kaum vorstellbar, da jetzt Mitten in der Menge zu stehen und auch noch barfuß…
Ein Tag später wurde in den Nachrichten von Dutzenden Verletzten und sogar ein oder zwei Toten berichtet. Nichts ungewöhnliches am Tag des schwarzen Jesus.
Auf den ersten Blick dachte ich an ein Gemälde, da viele rund um die Geburt Jesus‘ die Szene in der Dunkelheit darstellten und hier die Tönung – trotz elektrischer Beleuchtung – der bei Kerzen-/Fackelschein ähnelt. Auch das „Volksgewusel“ findet sich oft auf solchen alten Bildern. Die Story aber klärt auf und rundet den Bildinhalt ab. Eine beeindruckende Episode – nun auch für den Betrachter des Fotos und Leser.