Foto: n o r B Ä R t
Fotografieren auf dem Weihnachtsmarkt: Wie Du das nostalgische Gefühl in echte Bilder verwandelst
Viele von uns tragen ein warmes Bild vom Weihnachtsmarkt im Kopf. Goldene Lichter, ein bisschen Magie, vielleicht sogar ein Hauch Kindheit. Und dann stehen wir dort, mitten im Gedränge, mit Musik aus drei Richtungen und Menschen, die an uns vorbeizischen. Trotzdem holen wir die Kamera raus. Denn irgendwie möchten wir fotografieren, was wir fühlen, nicht unbedingt das, was wir sehen.
Diese acht Gedanken können Dir helfen, genau das hinzubekommen.
1. Nimm das Gefühl als Ausgangspunkt – nicht die Umgebung
Wenn Du an „Weihnachtsmarkt“ denkst, hast Du sofort eine Stimmung im Kopf. Vielleicht ist es das warme Licht, die Ruhe eines kleinen Moments oder das Gefühl, geborgen zwischen Lichtern zu stehen. Dieses innere Bild ist wichtig, weil es Dir hilft zu entscheiden, was Du fotografieren möchtest.
Statt Dich vom Gedränge ablenken zu lassen, fokussiere Dich auf diesen emotionalen Kern: Wie soll das Foto sich anfühlen? Leise? Nostalgisch? Lebendig? Wenn Du weißt, welche Stimmung Du suchst, kannst Du bewusst wählen, welche Momente Du aufgreifst und welche Du ignorierst. Du fotografierst nicht den Weihnachtsmarkt an sich, sondern Deine persönliche Interpretation davon.
2. Unterbelichten für Stimmung und Ruhe
Eine kleine Belichtungskorrektur kann enorm viel verändern. Wenn Du leicht unterbelichtest, treten Lichter stärker hervor, während störende Elemente sanft im Schatten verschwinden. Das Bild wirkt ruhiger und konzentrierter, selbst wenn die Realität voller Bewegung und Lärm ist.
Unterbelichtung macht aus grellen LEDs kleine Lichtpunkte, die an Kerzen erinnern. Sie lässt Farben satter wirken und gibt Deinen Fotos etwas Geheimnisvolles. Viele Menschen empfinden diese Bildsprache als „weihnachtlicher“, ohne genau zu wissen warum. Probier es aus: Eine halbe bis zwei Blenden Dunkelheit können reichen, um dem Bild die Stimmung zu geben, die Du eigentlich suchst.
3. Fotografieren aus der Distanz – Ruhe im Gewühl finden
Wenn Du mitten im Menschenstrom stehst, wirkt alles hektisch. Aus ein paar Metern Entfernung aber ordnet sich das Chaos. Bewegungen fügen sich zu Mustern, Menschen werden zu Linien, Licht zu Struktur. Der Abstand schafft Übersicht und nimmt Dir den Druck, etwas Bestimmtes erzwingen zu müssen.
Von weiter weg erkennst Du ruhige, kleine Szenen: Zwei Menschen, die sich an der Hand halten. Ein Kind, das im Gegenlicht läuft. Ein Stand, der warm glüht, während ringsum Trubel herrscht. Distanz erlaubt Dir, Geschichten zu erzählen, ohne dass sich jemand beobachtet fühlt.
4. Defokussieren für weiche, abstrakte Weihnachtsstimmung
Wenn Dir alles zu viel wird – die Geräusche, die Hektik, die überladenen Stände – nutze Unschärfe. Absichtlich unscharfe Fotos können das Gefühl von Weihnachten viel besser einfangen als ein technisch perfektes Bild.
Mit offener Blende verwandeln sich Lichter in weiche Kugeln. Farben gleiten ineinander. Die Szene wirkt wie eine Erinnerung. Diese Art Foto funktioniert besonders gut bei Dämmerung oder nachts, wenn die Lichter deutlicher strahlen. Du dokumentierst nicht das Gewühl, sondern das, was Dir daran gefällt: Wärme, Licht, Farbe, Stimmung.
5. Menschen fotografieren – wenn Du Dich traust
Der Weihnachtsmarkt ist ein wunderbarer Ort für Portraits. Verkäufer, die seit Stunden an ihrem Stand stehen. Schmiede, die Funken schlagen. Bäcker, die Teig über offenem Feuer drehen. Das Licht ist warm, das Umfeld atmosphärisch. Oft sind genau diese Personen bereit, sich kurz fotografieren zu lassen.
Ein einfaches „Darf ich ein Foto machen?“ reicht meistens. Viele freuen sich darüber, dass jemand ihre Arbeit wertschätzt. Und mit ein wenig Offenblende wirkt der Hintergrund wie ein Meer aus Lichtern. Die Atmosphäre erledigt fast alles für Dich, Du musst nur die Chance erkennen.
6. Das Chaos nutzen statt bekämpfen
Vielleicht wünschst Du Dir Ruhe, aber der Weihnachtsmarkt gibt sie Dir nicht immer. Das heißt nicht, dass Du kein gutes Bild bekommen kannst. Manchmal ist genau das Chaos das Motiv.
Bewegungen, Menschenmengen, Reflexionen, Dampf – alles kann fotografisch spannend sein, wenn Du es bewusst einsetzt. Du kannst mit längeren Verschlusszeiten experimentieren, damit die Menschen verschwimmen und nur die Lichter stehen bleiben. Oder Du beobachtest, wie sich Licht in Fenstern, Gläsern oder nassen Wegen spiegelt. Chaos ist nicht Dein Feind. Es ist nur ein anderes Rohmaterial.
7. Kleine Märkte und Alternativen entdecken
Manchmal ist der große Weihnachtsmarkt einfach zu laut oder zu überladen. Kleine Dorfmärkte haben oft genau das, was man sucht: echte Handarbeit, weniger Ablenkung, mehr Herzblut. Dort findest Du Motive, die natürlicher wirken, weil sie weniger inszeniert sind.
Und wenn Dir draußen zu viel los ist: Auch Malls können weihnachtliche Szenen bieten. Überdimensionierte Bäume, warme Beleuchtung, ruhige Innenräume. Für Portraits oder Details funktionieren sie erstaunlich gut – und Du frierst nicht.
8. Zeige nicht, wie es war – zeige, wie es sich anfühlt
Vielleicht der wichtigste Gedanken aus dem Podcast: Du bist nicht verpflichtet, den Weihnachtsmarkt realistisch abzubilden. Du darfst Deine eigene Version zeigen. Das Bild muss nicht das Gedränge zeigen, wenn Du eigentlich die Stille suchst. Es darf weich, dunkel, warm oder verträumt sein, selbst wenn der Ort das gerade nicht ist.
Fotografie ist Interpretation. Vielleicht sogar Erinnerung. Und gerade Weihnachtsfotografie darf leiser sein als das, was wirklich passiert.
Hör rein – und mach mit!
Wenn Dich das Thema neugierig macht, lohnt sich ein Blick – oder besser: ein Ohr – in die aktuelle Folge des Podcasts „Zwischen Blende und Zeit“. Falk und Lars sprechen dort ausführlich darüber, wie unterschiedlich Weihnachtsmärkte wirken können und wie man fotografisch trotzdem zu stimmigen, ruhigen Bildern findet.
Wenn Du anschließend selbst fotografieren möchtest: Nimm Dir die Zeit. Geh bewusst über den Markt, such Dir Deine Momente, und wenn Du magst, lade Deine Fotos in die passende Sektion der fotocommunity hoch.
Und ganz gleich, ob Du Deine Ergebnisse teilst oder die Bilder nur für Dich machst – eine Frage bleibt:
Wann hast Du Dir das letzte Mal bewusst einen Moment genommen, um das Weihnachtsgefühl so zu fotografieren, wie Du es in Erinnerung hast?
Viel Freude beim Ausprobieren!


