Portfolio: Markante Lichtführung (Franz Niedermayer)

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Leuchttürme faszinieren auf eine ganz besondere Weise, und jeder hat seine eigene Ausstrahlung. Mal erheben sich die markanten Wächter über Licht und Meer auf kargen Küsten und schroffen Felsformationen, mal auf grünen Inseln, zwischen Dünen oder ganz nah am Meer. Für fotocommunity-Fotograf Franz Niedermayer standen sie in den beeindruckenden Naturlandschaften der Ostküste Neuenglands Modell. [caption id="attachment_668767" align="aligncenter" width="900"]Rockland-Breakwater-Lighthouse ROCKLAND BREAKWATER LIGHT, Rockland, Maine; Canon EOS 1DX, Canon 4/70-200 mm L IS USM, Brennweite 100 mm, ISO 100, Blende 16, 1/100 s. Hier musste ich etwas Geduld aufbringen – Warten war angesagt, bis ein Besucher auf dem Steg Platz nahm und ein Boot langsam aus dem Hafenbecken schipperte. Ohne diese beiden Details hätte die Aufnahme weniger Wirkung. Die Wandlung in Schwarzweiß reduziert auf das Wesentliche. Fotograf: Franz Niedermayer[/caption]

Über die Reiseroute

Leuchttürme. Aufgenommen in Maine und in Massachusetts, Neuengland, 2013. Als Reisezeit hatte Fotograf Franz Niedermayer den Sommer gewählt – eher unüblich, zumal die meisten Reisenden den „Indian Summer“ bevorzugen. „Diese Reisezeit war allerdings zu überlaufen und die Tage zu kurz.“ Also machte sich Niedermayer im August auf den Weg, wobei ihn seine Reiseroute von Boston aus entlang der Küste bis zum Acadia Nationalpark führte. Der besondere Reiz an Leuchtturmfotografie ist für Niedermayer, dass das Motiv nicht wegläuft. Dass der Fotograf sich Zeit lassen kann, um die richtige Stelle, den passenden Winkel, die perfekte Bildkomposition zu wählen. Ist man mit dem Ergebnis nicht zufrieden, kann man das Shooting auch wiederholen, was bei Menschen- oder Street- Fotografie nicht so leicht möglich ist. [caption id="attachment_668763" align="aligncenter" width="512"]Marshall-Point-Lighthouse MARSHALL POINT LIGHTHOUSE, Port Clyde, Maine ; Canon EOS 1DX, Canon 2,8/ 16-35 mm L 2.8 II USM, Brennweite 16 mm, ISO 100, Blende 16, 1/160 s. Schon auf dem Weg zu diesem Leuchtturm zeigte sich die imposante Wolkenstruktur, die dieser Aufnahme ihren Reiz gibt. Hier war mir eine klare Linienführung im unteren Bildteil wichtig – als Gegensatz zu den „wirren“ Wolken im oberen Bildteil. Die Umsetzung in S/W verstärkt diese Wirkung noch. Fotograf: Franz Niedermayer[/caption]

Bildideen

Die Inspiration zu seiner Serie schöpfte Niedermayer aus den Arbeiten von Edward Hopper. Der dem Stil des amerikanischen Realismus zugeordnete amerikanische Maler hat Mitte des letzten Jahrhunderts viele Leuchttürme Neuenglands gemalt. Ähnliche Szenen fotografisch umzusetzen, war eine der Ideen von Franz Niedermayer. Das grobe Gerüst dazu entstand bereits bei der Reiseplanung. Für die in diesem Beitrag gezeigte Serie „Leuchttürme Neuenglands“ hat der Fotograf intensiv im Internet recherchiert. „Es gibt einige Hundert Leuchttürme entlang der Küste Neuenglands – viele davon sind der Öffentlichkeit allerdings nicht zugänglich und daher als Motiv nicht geeignet.“ [caption id="attachment_668759" align="aligncenter" width="900"]Annisquam-Lighthouse ANNISQUAM LIGHTHOUSE, Gloucester, Mass; Canon EOS 1DX, Canon 4/70-200 mm L IS USM, Brennweite 70 mm, ISO 100, Bl. 4,5, 1/1600 s. Diese Aufnahme entstand vormittags, das Licht war noch nicht zu hart. Ich musste etwas suchen, um den passenden Standpunkt zu finden. Der direkte Zugang zum Leuchtturm hätte nur eine Aufnahme auf das offene Meer zugelassen, was zu langweilig gewesen wäre. Fotograf: Franz Niedermayer[/caption]

Vorbereitung des Shootings

Da unterwegs nicht viel Zeit bleibt, versucht Niedermayer sich vorab ausgiebig über die fotografischen Bedingungen der anvisierten Location zu informieren. Dazu gehört, welche Brennweiten benötigt werden oder zu welcher Tageszeit die Lichtverhältnisse günstig sind. „On Tour hatte ich an jedem Standort nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Man muss dann halt versuchen, die gegebenen Umstände von Wetter und Licht ideal umzusetzen“, erzählt er. Da er auf Reisen seine Ausrüstung immer mit sich tragen muss, entscheidet er sich für eine breite Aufstellung: Meist hat er seine beiden Zooms 2,8/24-70 mm L und 4/70-200 mm L IS sowie ein oder zwei Festbrennweiten dabei. Ein Stativ benötigt er für Langzeitbelichtungen oder Nachtaufnahmen. Ansonsten bedient er sich gerne auch mal „natürlicher“ Stative wie Felsen, Mauern oder Zäune. [caption id="attachment_668762" align="aligncenter" width="538"]Eastern-Point-Lighthouse-2 EASTERN POINT LIGHTHOUSE 1, Gloucester, Mass. Canon EOS 1DX, Canon 4/70- 200 mm L IS USM, Brennweite 70 mm, ISO 100, Blende 16, 1/80 s. Fotograf: Franz Niedermayer[/caption] [caption id="attachment_668761" align="aligncenter" width="900"]Eastern-Point-Lighthouse-1 EASTERN POINT LIGHTHOUSE 2, Gloucester, Mass; Canon EOS 1DX, Canon 2,8/24-70 mm L USM, Brennweite 60 mm, ISO 100, Blende 8, 1/500 s. Hier musste ich mich erst nach der geeigneten Stelle umsehen. Die eigentliche „Vorderseite“ und der Zugang erschienen mir fotografisch zu langweilig. Da jedoch zu der Tageszeit Ebbe herrschte, konnte ich bequem von der Wasserseite aus fotografieren und die Felsen entsprechend in die Bildkomposition mit aufnehmen. Fotograf: Franz Niedermayer[/caption]

Aufnahmetechnik

Je nach Situation fotografierte Niedermayer im manuellen Modus; bei Tele-Aufnahmen entscheidet er sich für die Verschlusszeitvorwahl. Die Empfindlichkeit versucht er dabei auf einem möglichst kleinen Wert zu halten, um die bestmögliche Schärfe und wenig Bildrauschen zu erhalten. Den exakten Bildausschnitt legt der Fotograf grundsätzlich nicht vor Ort fest, sondern Niedermayer fotografiert mit „Raum“: „Lieber beschneide ich die Bilder noch etwas in der Nachbearbeitung“. [caption id="attachment_668765" align="aligncenter" width="900"]Portland-Headlight-Lighthouse PORTLAND HEAD LIGHT, Portland, Maine; Canon EOS 1DX, Canon 1,4/35 mm L, ISO 100, Blende 22, 8 s, Graufilter 64-fach, Stativ. Einer der meistfotografierten Leuchttürme Neuenglands. Tagsüber war das Licht zu hart und ohne jede Wolke recht langweilig. Daher wollte ich die Abendstimmung einfangen. Der Graufilter ermöglichte die Langzeitbelichtung, die dem Meer die glatte Oberfläche gibt. Fotograf: Franz Niedermayer[/caption]

Bildkomposition

Bei der Bildkomposition hält sich der Fotograf an einfache Grundregeln wie
  • Goldener Schnitt
  • Drittelregel
  • und Linienführung.
„Goldener Schnitt und Drittelregel muss man manchmal auch etwas „großzügiger“ auslegen, um die gewünschte Bildwirkung zu erzielen“, findet Niedermayer. „Wichtig ist mir auch der „eigene Blick“. Die Bildkomposition muss mir selbst schon bei der Aufnahme gefallen. [caption id="attachment_668768" align="aligncenter" width="900"]Spring-Point-Ledge-Lighthouse SPRING POINT LEDGE LIGHTHOUSE, Portland, Maine; Canon EOS 1DX, Canon 4/70-200 mm L IS USM, Brennweite 70 mm, ISO 400, Blende 2,8, 1/40 s. Diese Aufnahme entstand zum Ende der blauen Stunde. Ich hatte kein Stativ dabei und musste daher die ISO etwas nach oben schrauben, um noch „aus der Hand“ fotografieren zu können. Das in den Hafen einfahrende Segelboot gibt der Aufnahme ihren besonderen Reiz. Fotograf: Franz Niedermeyer[/caption]

Nachbearbeitung

Niedermayer fotografiert ausschließlich im RAW-Format und bearbeitet seine Bilder anschließend noch am PC nach. „Der Vorteil des RAW-Formats ist neben seiner höheren Bildqualität auch, dass man sich jede Aufnahme genauer anschaut und somit Details genauer beachtet.“ Die Grundbearbeitung der Bilder macht Niedermayer in Lightroom, für die Umwandlung in Schwarzweiß verwendet er Silverefex Pro 2. Für weitere Bearbeitungen nutzt er Photoshop CS3. [caption id="attachment_668766" align="aligncenter" width="538"]Portland-Breakwater-BUG-LIGHT PORTLAND BREAKWATER „BUG LIGHT“ Portland, Maine; Canon EOS 1DX, Canon 2,8/24-70 mm L USM, Brennweite 54 mm, ISO 100, Blende 4, 1/100 s. Diese Aufnahme entstand nach dem Shooting von Portland Head Light. Die Sonne war bereits untergegangen, und ich entschied kurzfristig, noch einen Abstecher zu diesem Leuchtturm zu machen. Das weiche Restlicht und die klare Linienführung geben dieser Aufnahme ihren Reiz. Fotograf: Franz Niedermeyer[/caption]

Im Interview

ColorFoto: Wie bist Du zur Landschaftsfotografie gekommen? Franz Niedermayer: Die Liebe zur Landschaftsfotografie ergab sich aus meinem Hang zum Reisen. Bereits 1983 durfte ich nach Indien reisen. Ich war noch Schüler, und das war etwas ganz Ausgefallenes. Damals hatte ich die Anfänge meiner Fotografie bereits hinter mir und konnte die Reise fotografisch dokumentieren. ColorFoto: Was macht für Dich die Faszination daran aus? Franz Niedermayer: Anfänglich war es ein reines Festhalten des Gesehenen, später entwickelte es sich eher zu einem Malen mit dem Auge und der Kamera, um entsprechende Bildkompositionen festzuhalten. ColorFoto: Eines Deiner Lieblingsmotive sind Leuchttürme. Wie kam es dazu? Franz Niedermayer: Das ergab sich bei der Planung der Neuenglandreise. Entlang der Küste stehen Hunderte von Leuchttürmen in unterschiedlichen Landschaften, die auf Fotos festzuhalten ich lohnend fand. ColorFoto: Auch deutsche Leuchttürme? Franz Niedermayer: Bisher nicht, ein Projekt dafür (Ost- und Nordseeküste) steht aber auf meiner To-do-Liste. [caption id="attachment_668760" align="aligncenter" width="900"]Cape-Neddick-NUBBLE-Lighthouse CAPE NEDDICK (NUBBLE) LIGHT, York, Maine EOS 1 DX, Canon 4/70-200 mm L IS USM, Brennweite 150 mm, ISO 100, Blende 8, 1/640 s. „Geplant“ war diese Aufnahme eigentlich mit einem Himmel voller Wolken und kräftigem Seegang – das hätte dann genau die Szene gezeigt, die Edward Hopper schon gemalt hat. Wolken gab es zu meiner Zeit dann keine, auch keinen Seegang – der tiefblaue Himmel bildet jedoch einen schönen Kontrast zum Weiß des Turms und der grünen Insel. Fotograf: Franz Niedermeyer[/caption] ColorFoto: Welche Teile Deiner Ausrüstung sind unentbehrlich und warum? Franz Niedermayer: Die Kamera an sich ist unentbehrlich, der Rest ergibt sich aus der Situation. Da ich in meiner fotografischen Entwicklung auch viel mit Festbrennweiten gearbeitet habe, kann ich mich ganz gut anpassen. Mir hat mal jemand gesagt, ein Fotograf benötigt eine Kamera und EINE Brennweite – für den Rest hat er sein Auge und seine Füße. ColorFoto: Gab es nennenswerte Schwierigkeiten beim Fotografieren von Deinen Leuchttürmen? Es gab gewisse Herausforderungen, um immer an die gewünschten Standorte zu gelangen. Leider ist der Zugang zur Küste oft durch Privatgrundstücke versperrt, man muss dann Alternativen finden. Oft musste ich also mit Kamera und Co. über Felsen klettern oder längere Umwege in Kauf nehmen. ColorFoto: Du hast Dich 2008 in der fotocommunity registriert. Und Dich fortlaufend fotografisch weiterentwickelt? Franz Niedermayer: 2008 bin ich auf professionelleres Equipment umgestiegen und habe mich auch in diversen Fotokursen und Projekten weiterentwickelt, da ich zu diesem Zeitpunkt den Eindruck hatte, etwas „steckengeblieben“ zu sein. Auch heute noch belege ich weiterführende Kurse und Fotowalks, gerne auch bei Profifotografen, um mich entsprechend weiterzuentwickeln. Die fotocommunity hatte ich im Internet entdeckt. ColorFoto: Holst Du Dir auch Anregungen in der fotocommunity? Und welchen Einfluss hat die fotocommunity auf Deine Fotografie? Franz Niedermayer: Ich hole mir Anregungen in der fotocommunity – hauptsächlich in der Kategorie „World“ –, um mich auf meine Reisen vorzubereiten. Es gibt wenige Reiseführer für Fotografen – da findet man in der fotocommunity deutlich mehr Anregungen. Beeinflussen lasse ich mich eher weniger, da mir der eigene Blick doch sehr wichtig ist. ColorFoto: Hast Du fotografische Vorbilder und wenn ja, welche? Ich schaue mir sehr gerne Fotoausstellungen an – prinzipiell sehe ich mir alles an. Jeder Eindruck bringt einem persönlich in seiner fotografischen Entwicklung auch weiter. Zu meinen Favoriten gehören aber ganz klar Steve McCurry, Barbara Klemm, Sebastião Salgado, Vivian Meier und Elliott Erwitt. ColorFoto: Was macht für Dich Deine persönliche Handschrift aus? Franz Niedermayer: Grundsätzlich denke ich, dass Außenstehende diese Frage zu meinen Arbeiten besser beantworten können. Generell arrangiere oder konstruiere ich meine Fotos nicht, sondern ich versuche den Moment entsprechend einzufangen, was bei der Personen- und Streetfotografie noch wichtiger ist als bei der Landschaftsfotografie. Eine exakte Linienführung ist mir immer wichtig. ColorFoto: Was stellst Du mit Deinen Bildern an? Franz Niedermayer: Ich bin hier in unserem Umkreis in verschiedenen Fotogruppen aktiv (Bender Foto Forum Mannheim, Blende 11, 3-Blickwinkel). Zusammen haben wir schon einige lokale Ausstellungen gemacht und stellen uns selbst auch immer neue Aufgaben und planen Fotoprojekte. [caption id="attachment_668764" align="aligncenter" width="538"]Pemaquid-Point-Lighthouse PEMAQUID POINT LIGHTHOUSE, Bristol, Maine; Canon EOS 1DX, Canon 2,8/24-70 mm L USM, Brennweite 24 mm, ISO 100, Blende 14, 1/200 s. Hier interessierten mich vor allem die vorgelagerten Felsen und ihre Struktur. Eine klare Linienführung war dadurch möglich. Die geschlossene Blende ermöglicht die passende Schärfentiefe.[/caption]

Über den Fotografen

Franz Niedermayer, geboren 1965. Von seinem ersten Ferienjob kaufte sich der fotocommunity-Fotograf 1979 seine erste Spiegelreflexkamera, eine Canon AE-1 mit 50-mm-Objektiv. Seit 2003 fotografiert er ausschließlich digital. „Die Fotografie lässt sich wunderbar mit meiner anderen großen Leidenschaft verbinden – dem Reisen.“ Seine Lieblingsmotive sind Landschaften, Menschen und Straßenszenen. „Reine Architektur ist nicht so mein Ding – das können andere besser als ich.“

Ausstattung

Kameras

Canon EOS 1DX, EOS 5D Mark III , EOS 5Ds R, Leica M

Objektive

Diverse Objektive der Canon-L-Serie, für die Reisefotografie hauptsächlich das 2,8/24- 70 mm L II , 4/70-200 mm L IS und das 1,4/35 mm L

Zubehör

Blitz, Stativ, diverse Filter (UV, ND, Grau) Redaktion Sabine Schneider]]>

3 Comments:
29. März 2017

SPRING POINT LEDGE LIGHTHOUSE, Portland, Maine; Canon EOS 1DX, Canon 4/70-200 mm L IS USM, Brennweite 70 mm, ISO 400, Blende 2,8, 1/40 s.
Hier hat sich wohl ein Fehler eingeschlichen: Blende 2,8 bei einem f4er Objektiv?
Ansonsten Top Bilder und guter Bericht.

Gruß
Michael

23. März 2017

Guter Bericht und schöne Fotos, die den Text illustrieren.
VG Hans-Jürgen

22. März 2017

Gut gesehen und noch besser festgehalten! Stimmung kommt rüber,gelungene Fotos.
VG

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