Große Fotografen – heute: Lewis Wickes Hine

1874 in Wisconsin/USA geboren und 1940 völlig verarmt in Hastings-on-Hudson (New York) gestorben, ist Lewis Wickes Hine einer der ersten und wichtigsten Väter der dokumentarischen Fotografie. Ein engagierter Bildjournalist, dem die aufklärende Wirkung und verändernde Kraft seiner Fotografien ganz besonders am Herzen liegt, aber die Anerkennung seines Schaffens zu Lebzeiten verwehrt geblieben ist.
Zitat Hine: „Photography can light-up darkness and expose ignorance / Fotografie kann Dunkelheit erhellen und Unwissenheit aufdecken.“
Die Anfänge: vom Lehrer zum Fotografen
Nach dem Studium der Soziologie beginnt er an der Ethical Culture School in New York als Lehrer zu arbeiten. Dort empfiehlt ihm ein Kollege, die Fotografie doch als pädagogische „Maßnahme“ im Unterricht einzusetzen. Er mag die Idee und arbeitet sich als Autodidakt immer tiefer in die Fotografie ein.
Seine ersten fotografischen Arbeiten entstehen zwischen 1904 und 1909 auf Ellis Island, wo er viele der täglich in den Vereinigten Staaten eintreffenden Immigranten fotografiert.

Hier zu weiteren Fotos von „Ellis Island“.
Die Dokumentation des Elends
Ab 1908 dokumentiert er im Auftrag des NCLC (National Child Labor Committee) Kinderarbeit in der amerikanischen Industrie und Landwirtschaft. Die Armut ist groß und viele Familien müssen kämpfen, um zu überleben. Jeder muss mit anpacken, selbst die Kleinsten, gerade mal drei oder vier Jahre, arbeiten mit. Fast zwei Millionen Kinder leben so: Sie alle sind billige, willige Arbeitskräfte (einschließlich ihrer Eltern) – ohne Rechte, ohne Kindheit.
Über zehn Jahre zieht er durch die Vereinigten Staaten, fotografiert in Mühlen, auf den Feldern, in Spinnereien, Bergwerken und, wo immer er sie findet, hart arbeitende Kinder. Akribisch versieht er jedes seiner Fotos mit Kommentaren, nennt Name, Alter, Tätigkeit der Menschen auf seinen Bildern. Viele seiner erschütternden Fotografien werden veröffentlicht und dokumentieren der breiten Öffentlichkeit die Missstände im eigenen „gelobten“ Land.
Zitat Hine: There are two things I wanted to do. I wanted to show the things that had to be corrected. I wanted to show the things that had to be appreciated / Es gab zwei Dinge, die ich tun wollte: Ich wollte aufzeigen, was korrigiert (verbessert) werden musste. Ich wollte zeigen, was gewürdigt werden musste.
Kinderarbeit häufig verboten – doch keiner hält sich daran
Um diese Zeit ist Kinderarbeit bereits in einigen Staaten der USA verboten, doch das wird weder eingehalten, kontrolliert oder im Falle der Zuwiderhandlung geandet. Und nur sehr langsam begreift die Öffentlichkeit, dass Kinderarbeit nicht nur unmoralisch, sondern ebenso katastrophal für eine Gesellschaft ist. In manchen Landstrichen wuchsen Heerscharen von verbitterten, körperlich zerstörten und ungebildeten Menschen heran, die nie in der Lage sein würden, eine qualifizierte Arbeit auszuüben.
Der Bau des Empire State Buildings
Ab 1930 dokumentierte er gemeinsam mit seinem Sohn fotografisch den Bau des Empire State Buildings. Über ein halbes Jahr lang fotografierte er den Fortschritt der Arbeiten, aber vor allem die Menschen, die daran beteiligt sind. Zwei Jahre später gibt er den Bildband “ Men At Work“ heraus, der in eindrucksvollen Fotografien die Entstehung dieses faszinierenden Gebäudes zeigt.
Auch diese Bilder sind fantastische Zeitdokumente – doch am meisten berühren nach wie vor die Fotos dieser ernsten und müden Kinder.











Für alle, die sich für weitere Fotos von L.W. Hine interesieren: viele seiner Arbeiten finden sich in der „Library of Congress“ der USA.
Danke.
Ich habe seine Photos letztes Jahr in einer wunderbaren Ausstellung in Winterthur gesehen, es war ein erschütterndes Erlebnis. Der Kontrast zwischen schöner Photographie und Dokumentation des unerträglichen war, in dieser Intensität, ein neuartiges Erlebnis. Ebenso die Tatsache, dass dieser hervorragende Photograph allein in bitterer Armut gestorben ist!
Danke für diese berührenden Bilder – ich mußte auch schon mit 10 Jahren bei meinen Eltern mithelfen. Dadurch habe ich auch viel gelernt und zu dieser Zeit war es auch in Deutschland nicht ungewöhnlich. Aber das es Kinder gibt/gab die weit unter 10 Jahren arbeiten erschüttert mich.
Die Kindheit bleibt auf der Strecke – erschütternd
Die Kindheit bleibt auf der Strecken – erschütternd
Leider gibt es bis heute in der ganzen Welt solsches Kinderelend
ULRIKE am 01.02.14
diese Bilder haben mich berührt. Als Schülerin habe ich 4 Wochen in einer Spinnerei gearbeitet. Die Luft war sehr trocken , voller Staub und Fusseln, die sehr gesundheitsschädlich sind. Ob diese Kinder auch mal Lebensfreude erleben konnten–ich wünschte es ihnen.
fotografie die berührt, geschichten erzählt und eindrucksvoll
dokumentiert …..
Ich kannte das Werk von Lewis Hines seit sehr langer Zeit. Hauptsächlich aus Photobücher und hier und da einem Original, irgendwo in einer Galerie bzw. Privat bei Sammler. Letztes Jahr hatte ich aber die wunderbare Gelegenheit gehabt, einen grossen Teil seines Werkes, darunter fast alle Klassikern von ihm, und einen seltenen Film über ihn im Fotomuseum in Winterthur zu sehen. Die Erschütterung über das Leid der Kinder ist angesichts der Originalphotos noch intensiver.
Hier fand ich noch etwas über diese denkwürdige Ausstellung:
http://www.seniorweb.ch/type/magazine-story/2013-08-04-fotografiere-um-zu-veraendern
eine unglaublich berührende Dokumentation- ja, was haben wir doch für ein Glück! Und unsere Kinder erst..
Eine sehr, sehr nachdenklich machende Bilderserie!
was wir für ein GLÜCK haben-
deanCHIMM
guter tipp.
jeder morgen an dem ich aufwache und meinen fotoaparat in die hände nehmen darf. sollte ich dankbar sein !
“d a n k e für dieses OBEN GEZEIGTE sehen“
Was taten und tun wir unseren nachfolgenden Generationen nur an.
Wir haben nichts gelernt.
Bis heute nicht.
ene sehr gute Vielfalt auch an Tätigkeiten zeigt er auf, bei denen auch Kinder arbeiteten.
Ich finde es nicht richtig, aus heutiger Sicht, aber auch in den 50er in Deutschland, mussten Kinderbei der Feldarbeit, beim Heuen, und Garben binden helfen. Melken sowieso. Kühe hüten und derlei.
Baumwollfelder hattenwir hier nicht, sehr wohl aber auch Tabakplantagen.
Insofern -eine feineSammlung – interessant, aber nicht wirklich erschütternd.
Schlimm ist, wenn es das heut enoch gibt, wo wir alle so aufgeklärt sind, das Kinder nichtmehr wissen wie Vater oder Mutter was machen, oder dies und das – sie bekommen es gar nicht mehr zu Gesicht.
Insofern wird auch ein Mangel an kulturellem Erbe unterbunden – und wie Waverin schreibt, Ersatzteile müssen her, um stolz sein zu dürfen.
Ich war da in derGalerie, eine Frau -im Stehen gings noch mit dem Rücken, aber wehe sie sass, da war der Rücken wie eine Sprungfeder.
DAS kann natürlich auch schon während der Kinderarbeit entsanden sein, weil einiges viel zu (aus heutiger sicht) gefährlich war, zb ohne Schuhe in die Spindelmaschinen zu klettern, weil die menschl.Grösse nicht ausreichte.
Ja, doch, würden wir auch noch alle Schicksale erlesen können, wie es im Leben weiterging, so war die Kindheit gewiss nicht einfach.
Urgrossvater stieg auch in ILLinoi ab, da hätte ich natürlich auch gerne mehr Fotos von gesehen aber 5300 heute durchzublättern – hui…und jedes mal in anderen Bundesländern der USA – also auch reisefreudig der Herr.
Danke fürs vorzeigen und hinweisen – gefällt mir sehr
Ich bin erschüttert über die Bilder der arbeitenden Kinder, über ihre verlorene Kindheit und tief berührt über die Arbeit von Lewis Wickes Hines, der sich seine Kenntnisse zu der damaligen Zeit audidaktisch selbst beibrachte. Er hat nicht nur geknipst, er hat uns die Kinder so gezeigt, wie er sie sah……. ernst, entillusioniert, vom Leben geprägt.
Oops, da hat sich ein Fehler eingeschlichen… ich meinte natürlich, dass sie sich aufführen, wenn sie NICHT das zu essen bekommen, worauf sie gerade Lust haben.
Eindrucksvolle Dokumentationen, die einem nahe gehen. Die Kinder wirken viel zu erwachsen, zu ernst… Wenn man bedenkt, dass Kinderarbeit auch heutztage in vielen Ländern noch praktiziert wird, weil die Familien sonst nicht überleben können, kann man sich nur schämen, wenn hierzulande Kinder sich aufführen wie kleine Könige, unter deren Würde es ist, Klamotten der falschen Marke zu tragen, nicht das neueste technische Spielzueug zu besitzen und jeden Tag nur das zu essen zu bekommen, wonach ihnen gerade der Sinn steht…