DESTINATION: Kanada – Tag 7

Ein neuer Tag beginnt – und wir sind immer noch auf demselben kleinen, wunderschönen Campingground in Waterton, Alberta. Heute heißt es allerdings: sehr früh raus, denn es steht ein größerer Sprung an – hinüber nach Canmore in die Rockies. Wir verlassen also die weiten, flachen Farmlandschaften und wenden uns den großen Bergen zu.

Da die Distanzen hier in Kanada doch ein ganzes Stück größer sind, als wir es aus Deutschland gewohnt sind, mussten wir entsprechend früh starten. Ein gemütliches Frühstück wie gestern war nicht drin. Stattdessen hieß es: alles einpacken, den Camper fahrtüchtig machen und ab auf die Straße – losdüsen Richtung Rockies.

Sonnenaufgang und Drohnenflüge

Schon auf den ersten Metern unserer Fahrt geht die Sonne auf – und natürlich können wir nicht anders, als noch ein paar kurze Drohnenflüge einzuschieben. Es wäre fast schon ein Verbrechen, diesen Moment ungenutzt verstreichen zu lassen. Gleichzeitig tut es mir ein wenig in der Seele weh, selbst nur dabeizustehen und nicht zu fotografieren. Doch auf dem flachen Land, ohne jegliche Zeichnung im Himmel, ergibt es einfach wenig Sinn, die Kamera zu zücken. Da überlassen wir die Arbeit lieber der fliegenden Perspektive.

Ohne Sara, ihren Sonnenschein und ihr ansteckendes Lachen hätten wir wahrscheinlich schon längst aufgegeben – oder wären komplett durchgedreht. Sie hält die Stimmung hoch, egal wie chaotisch es gerade läuft. Und mal ehrlich: Wer hätte gedacht, dass nicht auch Mädchen riesigen Spaß mit einem Walkie-Talkie haben können? Ich bin überzeugt: Walkie-Talkies sind absolut genderneutral – sie machen einfach jedem Spaß.

Arbeiten mit Nikon Z8 und ZR

Endlich macht es wieder so richtig Spaß, mit der vollen Ausrüstung zu arbeiten. Für Destination filmen wir hauptsächlich mit der Nikon Z8 und der ZR. Das endgültige Ausgabeformat wird zwar 4K sein, doch wir nehmen teilweise bewusst in 8K auf – nicht, weil wir Fehler kaschieren wollen, sondern um im Schnitt später mehr Spielraum zu haben. So können wir aus einer einzigen Aufnahme mehrere Perspektiven, Ausschnitte oder Bildwinkel herausholen. Und das ist entscheidend, denn vieles, was wir hier auf dieser Produktionsreise festhalten, passiert nur ein einziges Mal. Es gibt keinen zweiten Versuch, keinen zweiten Schuss – und genau deshalb wollen wir jede Chance optimal nutzen.

Nach einigen Fahrstunden fanden wir uns plötzlich in einer völlig anderen Welt wieder – und konnten kaum glauben, wie schnell sich die Landschaft verändert hatte. Eben noch endlose Prärie und gleißende Sonne, und jetzt: Berge, frische Luft und eine spürbare Kühle. Es fühlte sich an, als hätten wir in kürzester Zeit gleich zwei verschiedene Länder durchquert.

Das heißt aber nicht, dass ein Cowboyhut an Thilo nicht immer noch eine verdammt gute Figur macht. Im Team wurden sogar schon Stimmen laut, dass der Cowboyhut eigentlich zur offiziellen Teamkleidung werden sollte – so gut steht er ihm.

Treffen mit den Canmore Eagles

Warum wir heute außerdem so früh losgefahren sind, hatte einen besonderen Grund: ein ganz spezielles Treffen in Canmore. Denn wenn etwas zu Kanada gehört wie Sauerkraut zu Deutschland, dann ist es Eishockey – nur eben noch ein ganzes Stück intensiver, leidenschaftlicher und „krasser“.

Die Canmore Eagles sind nicht nur das sportliche Aushängeschild der Stadt, sondern auch ein fester Mittelpunkt der gesamten Community – und obendrein ein richtig starkes Eishockey-Team.

Nach unserem Interview mit Cheftrainer Andrew durften wir sogar selbst noch eine kleine private Eishockey-Trainingseinheit absolvieren. Und was soll man sagen? Hier in Kanada können Kinder mit drei Jahren schon besser übers Eis wirbeln, als wir es jemals könnten.

Besonders hervorstechen konnte dabei wieder Sara – sie hat einfach in allem geglänzt. Egal ob auf dem Eis, beim Puck-Handling oder einfach durch ihre Energie: Irgendwie scheint ihr einfach alles zu liegen.

Für uns fühlte sich eine Stunde Eishockey-Training an wie das heftigste Workout überhaupt. Nach 60 Minuten auf dem Eis konnten wir kaum noch aufrecht stehen – Beine wie Gummi, Schweiß unter der Ausrüstung und ein Dauergrinsen im Gesicht.

Dafür machten wir in der Schutzausrüstung der Eagles aber eine richtig gute Figur. Natürlich wurde das Ganze auch fotografisch festgehalten und dokumentiert – und ganz nebenbei haben wir dabei noch jede Menge spannender Fakten über Eishockey und seine Bedeutung in Kanada erfahren.

Eine kleine Anmerkung noch zum Hockey: Auf den Fotos sieht man es vielleicht nicht sofort, aber Marc hatte leider einen Sturz. Er ist direkt auf den linken Arm gefallen – genau auf die Schulter, die ohnehin schon angeschlagen war. Und obwohl er fürs Foto tapfer gelächelt hat, habe ich sofort gespürt, dass es ihm nicht gut ging. Man wünscht sich in solchen Momenten so sehr, die Schmerzen einfach wegnehmen zu können. Es hat mir das Herz zusammengedrückt, ihn so zu sehen.

Langzeitbelichtungen am Fluss

So ein Sturz hält Marc aber nicht davon ab, weiterzumachen. Genau das bewundere ich so sehr an ihm: Diese Stärke, dieses „Jetzt erst recht“-Gefühl. Nur zwei Stunden später standen wir schon wieder gemeinsam an unserer neuen Fotolocation – und diesmal drehte sich alles um Langzeitbelichtungen. Trotz der Schmerzen war Marc voll dabei, und dieser Moment fühlte sich an wie ein kleines Versprechen: Egal was kommt, wir ziehen das gemeinsam durch.

Für diese Destination-Staffel haben wir bewusst keine übertriebene Menge an Ausrüstung eingepackt. Manchmal ist weniger eben mehr. So blieb das „große“ 14–24 Nikkor diesmal zuhause – und stattdessen kam das 17–28 f/2.8 mit auf die Reise. Ein kleineres, leichteres Objektiv, das uns das Leben unterwegs deutlich einfacher macht. Besonders praktisch: der angenehme 67 mm Frontlinsen-Durchmesser. Für die Langzeitbelichtungen konnten wir unsere Nisi-Filter direkt vorne aufsetzen, ohne viel Gefummel. Genau solche Details machen es möglich, dass wir auch in stressigen Momenten ruhig arbeiten und uns auf die Magie des Augenblicks konzentrieren können.

Gefühlt habe ich in den letzten Tagen fast ununterbrochen den 10-Blenden-Graufilter auf der Linse gehabt. Irgendwie passt er einfach perfekt zu dem, was wir hier erleben – als würde die Zeit für einen Moment langsamer werden, während wir versuchen, die Magie dieser Orte einzufangen.

Ich kann jetzt schon verraten: Ohne einen Verlaufsfilter würden die meisten Fotos längst nicht so wirken, wie sie es am Ende tun. Gerade hier stehen die sehr dunklen Bäume oft in einem krassen Gegensatz zum strahlend hellen Himmel. Ohne Filter wäre das Bild schnell unausgeglichen und flach. Mit Filter hingegen bekommt jedes Foto diese Tiefe, die den Moment so viel echter wirken lässt.

Da stehen Marc und ich also am Ufer, beide völlig vertieft ins Fotografieren – jeder in seiner eigenen kleinen Welt und doch Seite an Seite. Die Färbung der Gletscherflüsse vor uns war schlicht atemberaubend: dieses fast unwirkliche Türkis, das im Sonnenlicht zu leuchten schien, als käme es aus einer anderen Welt. Ein Anblick, der uns immer wieder staunen lässt und den wir kaum je sattsehen könnten.

Und natürlich mussten wir wieder unser kleines „Kamera-U-Boot“ bauen. Wobei der Begriff eigentlich gar nicht so richtig passt – denn die Kamera selbst bleibt brav über der Wasseroberfläche, nur das Stativ taucht ins kalte Nass ein. Ein bisschen improvisiert, ein bisschen verrückt – aber genau so entstehen oft die spannendsten Perspektiven.

Nicht nur für solche Experimente, sondern auch für viele andere kleine Dinge ist die Nikon SnapBridge App inzwischen zu einem echten Helfer geworden. Gerade in solchen Momenten, wenn Kamera und Stativ halb im eiskalten Wasser stehen, ist die Fernauslösung Gold wert. Man muss nicht selbst knöcheltief im Fluss stehen, sondern kann mit etwas Abstand entspannt auslösen – und trotzdem das perfekte Bild einfangen. Kleine Technik, große Erleichterung.

Natürlich kommt da sofort die Frage auf: Kann man das wirklich mit der Ausrüstung machen? Die Antwort ist für mich ein ganz klares Ja. Genau dafür ist hochwertige Ausrüstung da – sie muss was aushalten können. Ein bisschen klares Wasser aus einem Gletscherfluss ist übrigens deutlich weniger schlimm als Meerwasser mit hohem Salzgehalt, das der Technik viel schneller zusetzen würde.

Klar, irgendwann hinterlässt jede Nutzung Spuren auf der Ausrüstung. Aber mal ehrlich: Wofür hätten wir sie sonst gekauft? Um sie zuhause im Schrank zu streicheln? Für uns ist die Kamera kein Ausstellungsstück, sondern ein Werkzeug, das uns hilft, diese besonderen Momente festzuhalten. Und wenn das bedeutet, dass sie auch mal ein paar Tropfen Gletscherwasser abbekommt – dann ist das eben so.

Hommage an Thilo & Johannes

An dieser Stelle möchte ich auch einmal ein dickes Lob an unsere beiden Videografen loswerden: Thilo und Johannes. Man bekommt von außen nur selten mit, wie unfassbar viel Arbeit es bedeutet, wirklich jede Szene doppelt und dreifach zu filmen – und dabei niemals richtig abschalten zu können. Die beiden sind permanent „on“, immer mit Kamera im Anschlag, immer auf der Suche nach dem besten Blickwinkel. Ohne ihre Energie und ihren Einsatz gäbe es Destination in dieser Form überhaupt nicht.

Und natürlich darf auch diesmal eine Aufnahme aus der Luft nicht fehlen. Aus dieser Perspektive wird noch deutlicher, wie winzig und gleichzeitig bedeutsam wir in unserem kleinen Camper wirken – unterwegs durch das riesige, endlose Alberta in Kanada. Ein Bild, das uns selbst immer wieder Demut spüren lässt.

Erschöpfung und Vorfreude auf den nächsten Tag

Das letzte Bild des heutigen Tagebucheintrags zeigt ziemlich ehrlich, wie erschöpft wir alle inzwischen sind. Sara ist tatsächlich mitten beim Abendessen am Tisch eingeschlafen – Gabel noch in der Hand, Kopf auf die Seite gefallen. Ein Bild, das mehr erzählt als tausend Worte.

Und warum das Ganze? Weil es morgen noch vor Sonnenaufgang für uns weitergeht. Kaum Zeit zum Durchatmen, aber genau das macht diese Reise so besonders: wir geben alles, um die schönsten Momente einzufangen.

Weiter zu Tag 8 … coming soon

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