DESTINATION: Kanada – Tag 5
Der Tag begann für uns unendlich früh – noch vor dem ersten Licht. Um Punkt 5:00 Uhr klingelte der Wecker, und wir machten uns daran, die Ausrüstung aus den sieben Koffern endlich im Camper zu verstauen. Zwischen halb geschlossenen Augenlidern und dem ersten Kaffee hieß es: Ordnung schaffen, sortieren und alles so vorbereiten, dass die Produktion in den nächsten Tagen möglichst reibungslos laufen würde. Ein bisschen wie Tetris – nur mit Kameras, Stativen und jeder Menge Kabeln.
Das klingt einfacher, als es ist. Normalerweise reisen wir so, dass auch mal ein Koffer – vielleicht sogar zwei – verschwinden könnten, ohne dass die Produktion gleich stillsteht. Das bedeutet allerdings auch: Viele Dinge sind bewusst quer verteilt und ziemlich zerstückelt verstaut. So kann es passieren, dass ein USB-C-Kabel im einen Koffer liegt, während das dazugehörige Ladegerät im anderen steckt. Dieses Puzzle wieder zusammenzusetzen, ist alles andere als leicht – vor allem morgens um fünf.
Als wäre das nicht schon genug, mussten wir auch die Ausrüstung, die wir gestern mühsam zusammengebaut hatten, wieder zerlegen und alle Rucksäcke komplett neu sortieren. Mit der zusätzlichen Technik an Bord brauchten wir dringend ein neues System, damit alles seinen Platz hat und wir im Alltag nicht ständig suchen müssen.
Währenddessen haben Sara und Marc das Frühstück vorbereitet. Kein Fünf-Gänge-Menü mit Zehn-Sterne-Anspruch, aber vollkommen ausreichend, um uns durch den Morgen zu bringen. Und ehrlich gesagt: Wir waren ohnehin so voller Energie und Vorfreude, dass der Hunger fast zur Nebensache wurde. Endlich konnte es richtig losgehen.
Nach knapp zwei Stunden war es dann soweit: Wir waren zwar längst noch nicht mit allem fertig, aber der Sonnenaufgang wartete nicht. Also hieß es, alles stehen und liegen zu lassen und loszuziehen, um die ersten Strahlen des Tages auf den Sensor zu bannen. Zufälligerweise lag unser Campground direkt inmitten der eigentlichen Location – perfekter hätten wir es gar nicht treffen können. Aber dazu erzählen wir in der Destination-Folge natürlich noch viel mehr.
Writing-on-Stone
Zur räumlichen Einordnung: Wir befinden uns gerade in Writing-on-Stone, nur einen Steinwurf entfernt von der US-Grenze.
Mit dem Sonnenverlauf-Tracker auf dem Handy machten wir uns sofort daran herauszufinden, wo die Sonne aufgehen und wie ihr weiterer Lauf sein würde. Ein kleiner digitaler Helfer, der uns dabei half, den perfekten Spot für die ersten Aufnahmen zu finden.
Dieser Ort wirkt einfach nur surreal – wie eine Landschaft aus einer anderen Welt – und ist zum Fotografieren wie geschaffen. Jeder Blickwinkel, jede Felsformation scheint nach einem Foto zu rufen.
Ich freue mich jetzt schon riesig auf die fertigen Destination-Folgen. Denn jedes Mal, wenn ich Johannes mit dem großen Gimbal und der Nikon Z8 sehe, weiß ich ganz genau, was da gerade eingefangen wird – und das zaubert mir ein dickes Grinsen ins Gesicht.
Sara macht ihre Sache einfach großartig. Man merkt richtig, wie viel Spaß sie inzwischen entwickelt hat – und das große Teleobjektiv scheint fast dauerhaft in ihrer Hand zu kleben. Mit jedem Klick wirkt es, als würde sie noch tiefer in die Szene eintauchen.
Wir haben richtig schöne Fotos gemacht – und das Beste daran ist, dass wir zu dritt an derselben Location fotografieren und trotzdem jede*r ganz unterschiedliche Motive einfängt. So entsteht eine Vielfalt, die man alleine nie hinbekommen würde.
Als die Sonne dann aber irgendwann viel zu hoch stand, um weiter zu fotografieren, traten wir den Rückweg zum Camper an. Jetzt kam der Hunger so richtig durch – und wir bereuten ein wenig, heute Morgen fast nichts gegessen zu haben. Zum Glück liegt genau darin der Charme eines Campers: Man hat seine Küche immer dabei und kann jederzeit ein neues Frühstück zaubern.
Sara – unsere kleine Instagram-Queen – war natürlich sofort wieder am Handy, um die ersten Eindrücke mit der Welt zu teilen. Kaum ist ein schönes Motiv im Kasten, landet es schon fast in Echtzeit in ihrer Story.
Während Thilo sich nach dem Essen direkt um die Mundhygiene kümmerte, lief alles andere gefühlt im Zeitraffer ab. Privatsphäre? Gerade einfach nicht vorhanden. Zum Glück haben wir uns für die Tour auch ein paar wenige Hotelübernachtungen mit Einzelzimmern eingeplant – aber aktuell ist davon noch keine Rede. Im Moment heißt es: zusammenrücken, teilen und improvisieren.
Ich darf an dieser Stelle ein besonderes Tool vorstellen, das uns gerade richtig viel Spaß macht: den Tilta-Arm für die DJI Pocket 3. In Kombination mit dem ebenfalls von Tilta stammenden Saugnapf ergibt sich ein kleines Technik-Wunder. Der Saugnapf arbeitet mit einem eigenen, akkubetriebenen Kompressor, der dafür sorgt, dass der Unterdruck konstant hochgehalten wird – und damit theoretisch verhindert, dass er sich von der Scheibe löst.
Soweit jedenfalls die Theorie. In der Praxis sind die Fahrszenen mit dem Camper einfach nur der Kracher – butterweich, stabil und spektakulär zugleich.
So richtig vorankommen tun wir heute allerdings nicht – und das liegt an den unzähligen Stopps, die wir einlegen müssen, um Fotos oder Videos zu machen. Selbst hier, noch lange bevor wir überhaupt in den Rockies angekommen sind, reiht sich ein Fotospot an den nächsten. Egal, wo man hinschaut: an jeder Ecke wartet ein neues Motiv, das man einfach nicht ignorieren kann.
Und wenn der Camper mal nicht anhalten kann, dann wird eben direkt aus dem Fenster fotografiert. Zum Glück ist es hell genug für extrem kurze Belichtungszeiten, und die Fenster lassen sich kinderleicht komplett öffnen – perfekt, um auch während der Fahrt noch halbwegs vernünftige Fotos zu schießen. Improvisation gehört eben dazu.
Hier gibt’s mal wieder eine Drohnenaufnahme, die eindrucksvoll zeigt, wie sich auf unserem Weg von Writing-on-Stone in Richtung Waterton die Landschaft verändert. Am Horizont rücken die Berge langsam näher, die Vegetation wird zunehmend grüner – und endlich tauchen auch ein paar Wolken am Himmel auf. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns noch erwartet.
Für die Nacht hatten wir uns einen besonders schönen Spot in der Nähe des Nationalparks ausgesucht. Unser Plan: Den Sonnenuntergang genau dort erleben, an diesem magischen Ort, bevor es später weiter zum eigentlichen Campingplatz ging. Erst die goldene Stunde in vollen Zügen genießen – und dann, mit dem letzten Glühen am Horizont, in aller Ruhe das Lager für die Nacht beziehen.
An dieser Stelle muss auch mal ein Lob an die Vermietung unserer fahrenden Hütte sein: eine richtig geile Karre mit überraschend guter Ausstattung. Für fünf Personen samt kompletter Ausrüstung ist es zwar ein bisschen knapp bemessen – aber ganz ehrlich, dafür wurde das Ding vermutlich auch nie gebaut. Und trotzdem: Wir fühlen uns pudelwohl darin.
Und auch an Nikon ein dickes Lob: Die neue Z R ist wirklich eine großartige Kamera geworden. Wir sammeln aktuell jede Menge Eindrücke und Erfahrungen und werden nach der Produktion ein ausführliches Video über die Z R machen. Natürlich hat die Kamera nicht nur Stärken, sondern auch ihre Schwächen – aber für unsere Art der Produktion überwiegen die Vorteile einfach massiv. Genau das macht sie für uns zum perfekten Werkzeug auf dieser Reise.
Am liebsten würde ich euch jetzt schon unzählige Bilder zeigen – aber ich halte mich bewusst zurück, damit die eigentlichen Destination-Folgen ihren Wow-Effekt behalten. Nur so viel sei verraten: Die Berge, die ihr im nachfolgenden Bild im Hintergrund seht, lagen beim Sonnenuntergang einfach perfekt im Licht. Ein Moment, der so nicht planbar war. Manchmal braucht es eben auch ein bisschen Glück – und das war heute definitiv auf unserer Seite.
Aber irgendwann geht auch der allerschönste Sonnenuntergang zu Ende – und dann passiert genau das, was auch nach dem Sonnenaufgang passiert: Die Fotograf*innen bekommen Hunger.
Heute stand bei Marc auf dem Speiseplan: Nudeln mit Hackfleischsauce. Natürlich frisch gekocht auf dem kleinen Gaskocher im Camper. Und ganz ehrlich – irgendwie schmeckt so ein Essen draußen in dieser Umgebung doppelt so gut. Wenn man den ganzen Tag über fotografiert, gearbeitet und geschuftet hat und sich dann abends inmitten dieser Landschaft hinsetzt, fühlt sich selbst ein einfaches Nudelgericht an wie ein Festmahl.
Apropos nächstes Bild: Wisst ihr, was eine richtig dumme Idee ist? Eine riesige Zwiebel im Wohnmobil zu schneiden. Glaubt mir – das tut richtig, richtig weh. Da helfen auch offene Fenster oder Camper-Lüftung nur begrenzt. Augen tränen, Nase läuft, und am Ende sieht’s fast aus, als hätten wir alle einen besonders emotionalen Sonnenuntergang erlebt.
Und wer jetzt denkt, unser Tag sei vorbei, der irrt sich gewaltig. Für Thilo stand noch das Back-up auf dem Plan. Dafür haben wir eine eigene kleine Tasche mit den schnellsten Speichermedien überhaupt – jede Sekunde, die wir beim Sichern sparen, bedeutet für Thilo ein paar Minuten früher ins Bett.
Doch es geht nicht nur ums reine Speichern: Alle Videodaten müssen zusätzlich vorsortiert und in eine erste Ordnung gebracht werden. Ein Prozess, der meistens mehrere Stunden dauert. Für die Reise haben wir uns bewusst mit Geräten von Lexar ausgestattet – speziell entwickelt für einen professionellen Workflow. In den nächsten Tagen werden wir das noch einmal gezielt vorstellen, aber so viel schon jetzt: Es funktioniert tadellos.