DESTINATION: Kanada – Tag 3
Die kleinen Dinge im Leben.
Der Tag begann für Sara mit einem dieser kleinen, aber wunderschönen Momente, die eine Reise so besonders machen können. In unserem Fall war es – eine Haarbürste. Man sagt nicht umsonst: Erst wenn man Dinge nicht mehr hat, weiß man sie wirklich zu schätzen. Genau das erleben wir gerade.
Eine Haarbürste, frische Unterhosen, ein bisschen Duschgel und – vielleicht am allerwichtigsten – saubere Socken: All das sind Kleinigkeiten, die sich plötzlich wie Luxus anfühlen. Denn wir sind nun am dritten Tag ohne Koffer. Stück für Stück schwindet die Hoffnung, dass sich daran noch etwas ändern wird.
Langsam macht sich in unseren Köpfen der Gedanke breit, dass wir die Situation wohl einfach so annehmen müssen, wie sie ist – und dass gerade diese unfreiwillige Erfahrung unsere Reise noch lange unvergesslich machen wird.
Calgary & Stampede
Doch so richtig viel Zeit zum Jammern bleibt uns nicht. Gleich am frühen Morgen holt uns das erste Shuttle des Tages ab und bringt uns zu einem echten Highlight der Stadt Calgary: dem Sam Centre. Dort dreht sich alles um das jährliche Stampede Festival – eine Tradition, die weit mehr ist als nur Rodeo und Rummel.
An dieser Stelle – und vor allem in diesem kleinen Tagebuch – möchte ich natürlich noch nicht alle Geschichten aus unseren Videos der Destination-Reihe vorwegnehmen. Nur so viel kann ich verraten: Beim Stampede dreht sich alles um Cowboys, Kühe, Pferde, großartige Outfits – und um noch so vieles mehr.
Kulinarische Entdeckungen
Und was wäre Kanada – und vor allem Calgary – ohne die Liebe zum Essen? Natürlich durften wir auch im Sam Centre ein Menü genießen, das von einem berühmten Chefkoch zubereitet wurde. Über ihn werden wir in der eigentlichen Destination-Folge noch mehr erzählen. Nur so viel vorweg: In Sachen Reputation gehört er zu den Top drei der gesamten Kulinarikszene in Calgary.
An dieser Stelle hat sich übrigens auch schon wieder die Multikulturelle Gesellschaft Kanadas gezeigt, denn das Essen hatte viele verschiedene Einflüsse aus verschiedenen Kulturen.
Wo die Kanadier allerdings wirklich keine Gefangenen machen, ist bei Cookies. Die handgemachten „Fudge-Chocolate-Brownie-irgendwas-Cookies“ waren einfach nur unfassbar gut – so gut, dass uns schon beim ersten Bissen klar war: Gegen diese Kalorien hat man keine Chance.
Und dann gibt es eben auch diese Momente, in denen wir einfach nur staunen. Serviert wurde uns ein sogenannter Caesar Cocktail. Wer dabei sofort an Salat denkt, liegt gar nicht so falsch – denn der Drink ist tatsächlich salzig, würzig und alles andere als dezent. Inspiriert vom klassischen Caesar-Dressing wurde er hier in Calgary erfunden und hat sich längst zu einem echten Kultgetränk entwickelt. Heute findet man den Caesar in Nordamerika in fast jeder Bar.
Cowboyhüte &White Hat Ceremony
Nachdem wir im Sam Centre noch ein spannendes Interview über die indigene Kultur in Kanada geführt hatten, ging es für uns direkt weiter – zu einer echten MUST-SEE-Adresse in Calgary. Allerdings nicht zu einem typischen Touristen-Hotspot, sondern an einen Ort, den vor allem die Einheimischen aufsuchen: dorthin, wo man sich einen echten Cowboy-Hut maßanfertigen lassen kann.
Sowohl Sara als auch Mark konnten nicht widerstehen und ließen sich einen Cowboyhut passgenau auf den Kopf zaubern – einen echten Smithbilt Hat.
Was ich fast vergessen hätte zu erwähnen: Zuvor durften wir bei der offiziellen, zertifizierten White Hat Ceremony dabei sein. Erst dadurch haben wir das Recht erworben, überhaupt einen Calgary White Hat zu tragen – ein besonderes Symbol der Gastfreundschaft und ein echtes Stück lokaler Tradition.
Die Maßanfertigung umfasst weit mehr als nur die Wahl der Farbe oder des Hutbands – das eigentliche Highlight ist die perfekte Passform. Und dabei sind den Experten vor Ort kaum Grenzen gesetzt: Ob eckig, rund, abgeflacht oder markant-kantig – nahezu jeder Wunsch lässt sich umsetzen.
Reisen & Fotografieren
Wer sich an dieser Stelle fragt, wo eigentlich die ganze Fotografie bleibt, kann beruhigt sein: Genau hier möchten wir bewusst keine Bilder zeigen – die gibt es dann in unserer Destination-Reihe zu sehen. Wichtig ist uns aber auch zu sagen: Wir reisen nicht, um zu fotografieren. Wir fotografieren, weil wir reisen.
Das bedeutet, wir harren nicht stunden- oder gar tagelang an einem Ort aus, nur um das perfekte Wetter abzupassen. Vielmehr geht es uns darum, die Reise zu dokumentieren – und sie trotz aller Fotografie gleichzeitig zu genießen. Im besten Fall steigert die Kamera unser Erleben sogar noch: Wir sehen genauer hin, nehmen intensiver wahr und genießen die Momente durch die Fotografie doppelt.
Unser Camper-Abenteuer
Jetzt war es aber endlich so weit: Wir konnten unseren Camper abholen. Zur Erinnerung – wir waren inzwischen seit über vier Tagen ohne frische Kleidung unterwegs. Doch all das hat unserer guten Stimmung bisher keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Vielleicht macht genau dieser kleine Hauch von Improvisation die Reise sogar noch ein bisschen abenteuerlicher.
Den Camper haben wir bei Fraserway RV abgeholt – leider etwas außerhalb von Calgary, sodass wir mal wieder rund eine Stunde mit Hin- und Herfahren verbracht haben. Umso schöner war dann aber der Moment, endlich unseren Camper – und damit unser neues Zuhause für die kommenden 14 Tage – in Empfang zu nehmen.
Und eins können wir direkt sagen: Wer Wohnmobile aus Deutschland gewohnt ist, wird hier überrascht sein. In Nordamerika setzt man dem Ganzen noch einmal eine ordentliche Portion Größe obendrauf – V8-Motor und sonores Blubbern inklusive.
Und ja – für diese vierte Staffel Destination haben wir es endlich geschafft: Unser Camper wurde standesgemäß beklebt. Und zwar mit den Logos unserer Hauptsponsoren, die es überhaupt erst möglich machen, dass wir diese Reise antreten und die anschließende Videoproduktion frei auf YouTube und Amazon veröffentlichen können. Ohne diese Unterstützung wäre all das nicht denkbar – und dafür sind wir mehr als dankbar.
Danke an dieser Stelle für den ganzen Support!
Technik-Stop & Setup
Mit unserem Camper sind wir dann direkt zu Best Buy gefahren, um uns neu mit Technik einzudecken. Wir hatten inzwischen den Punkt erreicht, an dem wir nicht mehr ernsthaft damit gerechnet haben, unsere Koffer zurückzubekommen. Also mussten wir eine Entscheidung treffen – und für uns war klar: weiterproduzieren!
Also haben wir uns hier vor Ort in Kanada mit den notwendigsten Dingen ausgestattet. Sieben Koffer fehlen nach wie vor – und davon sind gerade einmal zwei bis drei überhaupt mit Kleidung gefüllt. Der Rest? Technik. Und genau die war für uns jetzt wichtiger denn je.
Anschließend haben wir gut eine Stunde damit verbracht, die neue Ausrüstung einzurichten. Drohnen mussten Updates ziehen, Gimbals kalibriert und feinjustiert werden. Dazu kam, dass wir mehrere Tage lang kein Backup machen konnten – sämtliche Festplatten und auch die Kartenlesegeräte waren ja in den verschwundenen Koffern geblieben. Entsprechend groß war die Erleichterung, als endlich wieder alles lief.
Auf in die Weite
Dann kam er endlich – der Moment der Momente. Wir machten uns auf den Weg, raus aus Calgary, hinein in den Südosten. Der Highway rief, und unsere Kameras waren mehr als bereit für neue Motive. Endlich konnte das Abenteuer auf vier Rädern so richtig beginnen.
Auf dem riesigen Highway, mit seinen breiten, getrennten Doppelspuren, konnte ich einfach nicht widerstehen und habe angefangen, die gewaltigen nordamerikanischen Trucks zu fotografieren. Hier ein erstes Beispielbild – und glaubt mir: Es gibt noch weitaus verrücktere Gespanne und Kombinationen, die uns unterwegs begegnet sind.
Nach über drei Stunden Fahrt – und wie auf dem nächsten Bild gut zu erkennen schon recht spät am Abend, mit tief stehender Sonne – erreichten wir schließlich unser Ziel: den Dinosaur Provincial Park.
Treffen mit Shane Turgeon
Da standen wir nun – mitten in der einsamen Steppe – und warteten auf unseren Interviewpartner: einen der erfolgreichsten Landschaftsfotografen Kanadas. Shane Turgeon. Das Verrückte daran? Er war mal eben aus Edmonton heruntergefahren. Knapp fünf Stunden, vielleicht sogar mehr – für Kanadier offenbar nur ein Katzensprung. So eine Strecke nimmt man hier schon mal ganz entspannt auf sich, und wenn’s „nur“ fürs Abendessen ist. Für uns: total verrückt.
Ach ja – fast hätten wir es vergessen: Wir hatten uns vorher noch in einem Calgary-Fanshop mit frischen T-Shirts eingedeckt. Also nicht wundern, wenn wir auf den Bildern plötzlich in anderer Kleidung auftauchen. Das große YYC auf der Brust steht übrigens für Calgary – und ist gleichzeitig auch der Flughafencode der Stadt.
Shane hat mit uns ein wundervolles Interview über die Fotografie in Kanada geführt und uns dabei viele kleine Tipps und Tricks für unsere Reise mitgegeben. Aber auch hier gilt: Die spannenden Details verraten wir nicht an dieser Stelle, sondern erst in den kommenden Folgen unserer Destination-Reihe.
Sonnenuntergang & Milchstraße
Es war ein wirklich wundervoller Sonnenuntergang – ein einzigartiger Moment. Nach den Tagen in der Stadt, die zwar hektisch wirkt, aber im Vergleich zu vielen Metropolen dieser Welt erstaunlich ruhig ist, war es noch einmal ein ganz anderes Erlebnis: hier draußen, so abgelegen, den Untergang der Sonne zu beobachten. Ein Augenblick, der sich tief einprägt.
Shane hatte sofort die Idee, das gute Wetter auszunutzen und mitten in der Nacht ein Milchstraßen-Shooting zu machen. Da wir den Jetlag ohnehin noch in den Knochen hatten und Schlaf nicht gerade ganz oben auf unserer Wunschliste stand, sagten wir kurzerhand zu. Also machten wir uns gemeinsam mit Shane auf in die tiefe, dunkle Nacht – Kameras griffbereit, Stative im Gepäck, bereit, sie gen Himmel auszurichten.