DESTINATION: Kanada – Tag 2
Calgary – der Heritage Park
Aber irgendwie muss es ja weitergehen – und so steigen wir gut gelaunt in das Shuttle zur ersten Location ein. Während unserer Zeit in Calgary hatten wir weder einen eigenen Wagen noch ein anderes Fortbewegungsmittel zur Verfügung.
Unser erster Stopp: der Heritage Park. Ob man ihn nun als Museum oder als Freizeitpark bezeichnet, darüber lässt sich sicher streiten. Für mich persönlich überwiegt jedoch der Museumscharakter – schließlich wird hier so viel Geschichte und Vergangenheit Kanadas vermittelt, dass der Unterhaltungsfaktor dem in keiner Weise widerspricht. Im Gegenteil: Nur weil Lernen hier auch Spaß macht, wird es nicht weniger wertvoll.
Heute hatten wir übrigens das Glück, gleich zwei persönliche Guides an unserer Seite zu haben. Sie standen uns Rede und Antwort und versuchten, uns so viele Informationen wie möglich mitzugeben.
Ein Beispiel dafür ist das Prince House. Der Name „Prince“ hat nichts mit dem Commonwealth oder einem Thronfolger zu tun – es handelt sich schlicht um den Nachnamen eines der reichsten Männer der damaligen Zeit in Calgary. Nach ihm wurde auch eine kleine, aber sehr bedeutsame Insel mitten im Fluss benannt. Prince verdiente sein Vermögen mit einem Sägewerk sowie dem Vertrieb und Verkauf von Holz. So konnte er sich ein eigenes Steinhaus leisten – zu jener Zeit eine absolute Besonderheit, da fast alle Menschen in Holzhäusern lebten. Stein war schlicht viel zu teuer.
Wir werden in unserer Folge natürlich noch ausführlicher über den Heritage Park berichten. An dieser Stelle aber so viel: Der gesamte Park ist darauf ausgelegt, die jeweilige Zeit möglichst originalgetreu zu repräsentieren.
Man muss sich das so vorstellen: Auf dem gesamten Gelände sind verschiedene Attraktionen und „lebendige Museen“ aufgebaut, die jeweils einer bestimmten Epoche angehören. Die Mitarbeiter tragen nicht nur die passende Kleidung, sondern verhalten sich auch so, wie es damals üblich war. Besucher treten also direkt in die Interaktion mit einer Art Schauspieler und erleben dadurch Geschichte in einer absolut authentischen Kulisse.
Das Spektrum reicht von Bäckereien über Schulen bis hin zu kleinen Krämerläden.
Interessant am Park ist auch seine Lage: Nur rund 15 Fahrminuten von der Innenstadt Calgarys entfernt, bietet er selbst einen atemberaubenden Blick auf die Skyline. Im Vordergrund liegt ein See, der als Trinkwasserreservoir der Stadt dient. Motorisierte Boote sind hier strikt verboten – erlaubt sind ausschließlich handbetriebene kleine Boote oder Flöße.
Besonders beeindruckt hat mich der Besuch eines historischen Zugwagens aus jener Zeit. Zugegeben, uns wurde gesagt, dass er etwas luxuriöser ausgestattet sei, als es um 1900 tatsächlich der Fall war. Doch allein die Tatsache, dass es sich um einen originalen nordamerikanischen Wagen handelte, ließ mich sehr gut nachempfinden, wie es damals gewesen sein muss, in ein neues Land einzuwandern. Die Eisenbahn war ein gewaltiger Motor für die Immigration.
Ein kleines Juwel an Authentizität war übrigens unser Kutscher – ein waschechter Cowboy, der ein wahres Sammelsurium an spannenden Geschichten und charmanten Anekdoten mitbrachte.
Auf dem nachfolgenden Bild sieht man drei Mitarbeiter des Parks in perfekt inszenierten Kostümen ihrer jeweiligen Epoche – in diesem Fall waren es sogar unsere Guides. Man spürte bei jedem ihrer Worte und Gesten, dass sie mit voller Leidenschaft dabei waren. Schließlich geht es hier um Bildung, um die Weitergabe von Wissen und um die Geschichte Kanadas. Und genau das haben alle drei sehr ernst genommen.
Der Heritage Park hatte noch weitaus mehr zu bieten – die meisten Eindrücke und Informationen dazu werden jedoch in der eigentlichen DESTINATION-Folge zu sehen sein.
Nach fast fünf Stunden mussten wir uns schließlich losreißen und weiterziehen. Unser nächstes Ziel: eine Manufaktur für Cowboyboots, die Alberta Boot Company. Dort bekamen wir einen Blick hinter die Kulissen und konnten miterleben, wie ein echter Cowboystiefel entsteht – ein Prozess, der erstaunlich viel Handarbeit erfordert, das kann ich an dieser Stelle schon verraten.
Im Anschluss setzte sich unsere Food Tour durch Calgary fort und führte uns in ein kleines, charmantes Familienrestaurant. Natürlich wurde auch dort alles gefilmt und fotografiert – für die eigentliche DESTINATION-Folge festgehalten und konserviert.
Eiscreme, mit Cookie, garniert mit einem weißen Schokoladenhut, wobei der eigentliche Kniff angegebratener Speck war. Eine sehr verrückte Kombination aber durchaus lecker.
Beendet haben wir den Tag mal wieder hoch oben – im 40. Stock. Naja, vielleicht war es nicht exakt der 40., sondern eher der 35. oder 48. Stock. Aber hoch war es auf jeden Fall.
Man könnte jetzt denken: Wow, was für ein Leben. Doch ich kann garantieren, dass nach einem solchen Flug-Martyrium und 23.000 Schritten zu Fuß der Kopf kaum noch klar genug ist, um das Essen überhaupt in den Mund zu bekommen. Und trotzdem halten wir unterwegs ständig an, um das ein oder andere Foto zu machen. Am Ende sind die Aufnahmen aus Calgary dadurch viel besonderer und außergewöhnlicher geworden, als wir es anfangs erwartet hätten.
So neigte sich auch Tag zwei dem Ende zu. Wenigstens konnten wir im Hotel eine Dusche nehmen – nur um danach wieder in die gleichen Kleidungsstücke zu schlüpfen wie zuvor. Denn, wer hätte es gedacht: Von der Fluggesellschaft kam keinerlei Information und von Gepäcklieferung war ebenfalls keine Spur. Wir standen also mit genauso wenigen Sachen da wie am Vortag. An Ausrüstung hatten wir ohnehin nur das dabei, was im Handgepäck Platz gefunden hatte.
Aber eines haben wir genug: Optimismus. Die Koffer werden bestimmt morgen kommen…