DESTINATION: Kanada – Tag 15

Letzter Morgen ohne Kamera – Aufräumen & Abschiedsroutine

Unser letzter voller Tag in Kanada beginnt mit einem Sonnenaufgang, wie er im Bilderbuch stehen könnte – warmes, goldenes Licht über den weiten Ebenen, ein leichter Dunst über dem Gras, irgendwo ruft ein Vogel, der wohl schon mehr Abschiede gesehen hat als wir.

Und ausgerechnet heute bleibt die Kamera liegen.

Wir fotografieren nicht.

Wir sitzen einfach da – still, müde, zufrieden – und lassen diesen Moment vorbeiziehen, ohne ihn festzuhalten. Vielleicht, weil wir wissen, dass wir ihn sowieso nie vergessen werden.

Der Tag beginnt nicht mit einem Dreh, sondern mit Aufräumen.

Koffer werden sortiert, Akkus geladen, Speicherkarten doppelt gesichert.

Der Camper, unser rollendes Zuhause, wird langsam wieder zum reinen Fahrzeug – die Spuren von zwei intensiven Wochen verschwinden Stück für Stück: Krümel auf der Arbeitsfläche, Kabelsalat auf dem Tisch, Schuhabdrücke am Einstieg. Alles kleine Erinnerungen an das Chaos, das so viel Spaß gemacht hat.

Nach unserem morgendlichen Kaffee – dem letzten in dieser kleinen Camperküche – spülen wir ein letztes Mal ab. Diesmal etwas sorgfältiger als sonst. Marc und ich stehen nebeneinander am winzigen Waschbecken, und irgendwie wirkt alles etwas bewusster.

Normalerweise ist Spülen bei uns eher ein Nebenbei-Ding. Heute nehmen wir uns Zeit. Wir räumen auf, wischen nach, trocknen ab. Vielleicht, weil wir wissen, dass es das letzte Mal ist, dass wir hier Hand in Hand Routine und Chaos sortieren.

Die Sonne fällt durchs Fenster, draußen weht ein kühler Wind, und im Hintergrund hört man Sarah und Thilo schon anfangen, die letzten Kabel und Kamerataschen zu sortieren.

Es ist ruhig – fast zu ruhig. Aber irgendwie passt das genau so. Ein bisschen Wehmut, ein bisschen Abschiedsstimmung, und gleichzeitig dieses zufriedene Gefühl: Wir haben’s geschafft.

Sara ist von Kanada wirklich fasziniert und denkt viel über die letzten Tage nach. Immer wieder kommt sie mit Fragen wie: „Wie habt ihr das eigentlich empfunden?“ oder „Was nehmt ihr davon mit?“ – und ich kann mir vorstellen, dass in ihrem Kopf gerade eine ganze Menge arbeitet.

Das ist ja auch genau das, was Reisen so besonders macht: Diese Mischung aus Eindrücken, Gedanken und kleinen Aha-Momenten, die man gar nicht planen kann. Sie schleichen sich ein – zwischen Kaffeebecher, Kamera und Kilometern – und verändern still und heimlich die Art, wie man die Welt sieht.

Und genau da setzt Destination an. Wir wollen Fotografie nicht als Selbstzweck zeigen, sondern als Werkzeug, um Erlebnisse festzuhalten, die uns wirklich bewegen. Nicht das perfekte Bild zählt, sondern das echte Gefühl dahinter – und davon hatten wir auf dieser Reise mehr als genug.

Geburtstag im Camper – Torte, Cheesecake & Helikopter-Plan

Und als wäre der letzte volle Tag in Kanada nicht schon emotional genug, kommt noch etwas ganz Besonderes dazu: Johannes hat Geburtstag! 🎉

Natürlich haben wir – ganz professionell organisiert, wie wir sind – eine kleine Torte vorbereitet. Die fährt übrigens schon seit gut zehn Tagen tapfer im Tiefkühler unseres Campers mit, zwischen eingefrorenem Gemüse und halbleeren Eistüten. Und jedes Mal, wenn einer von uns an das Fach musste, war die Angst groß, dass das Ding vielleicht doch mal ausfällt.

Aber der Tiefkühler hat durchgehalten! Also gab’s heute Morgen Geburtstagsfeeling mitten in Alberta – mit Kaffee aus der French Press, Torte vom Camping-Teller und einer Mannschaft, die zwar leicht übermüdet, aber glücklich in den Tag gestartet ist.

Und irgendwie war das auch typisch für diese Reise: ein bisschen chaotisch, ein bisschen improvisiert – aber genau deswegen perfekt.

Wie könnte es auch anders sein – natürlich gab’s Cheesecake! 🇨🇦🍰

Wer jetzt glaubt, dass der letzte Tag so ein gemütlicher Gammeltag mit Kaffee, Keksen und ein bisschen Sonnenuntergangsgucken wird – der irrt gewaltig. Unser Zeitplan ist heute so vollgepackt, dass selbst ein Tag mit 48 Stunden eng werden würde. Und ich bin mir ehrlich nicht sicher, ob wir das alles noch schaffen.

Warum? Nun ja – das nachfolgende Foto verrät’s schon: ein Helikopter. Ja, wieder ein Fluggerät. Und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mit diesen brummenden, vibrierenden Luftdosen auf Kriegsfuß stehe. Während andere vor Begeisterung die Kameras auspacken, denke ich nur: Warum kann man sowas nicht einfach zu Fuß machen?

Aber na gut – für Destination gilt: keine halben Sachen. Also heißt es Zähne zusammenbeißen, Kamera scharf machen und hoffen, dass mir der Helikopter diesmal gnädig gesinnt ist.

Oder aber – und das ist die eindeutig vernünftigere Variante – man fliegt einfach gar nicht erst mit und lässt die anderen dieses Höllengefährt benutzen. Genau das habe ich gemacht. Gentlemanlike natürlich. Ich hab Sarah, Thilo und Johannes großzügig den Vortritt gelassen.

Marc hingegen… na ja, sagen wir’s so: der Helikopter hätte sich wahrscheinlich gar nicht mehr vom Boden abgehoben, wenn er auch noch mit eingestiegen wäre. Also blieb er bei mir. Wir zwei Bodenständigen, ganz wortwörtlich, mit festem Stand auf kanadischem Fels. Und während die drei da oben vermutlich „Top Gun“ nachspielten, haben wir unten in aller Ruhe den Kaffee genossen – mit Blick auf die Berge, den Boden unter den Füßen und das gute Gefühl, nicht in einem vibrierenden Plastikbomber überm Abgrund zu hängen.

Dreh-Endspurt & Helikopter-Action

Wie ich ja schon angekündigt hatte, war unser letzter Tag in Kanada alles andere als ein gemütlicher Abschiedsspaziergang. Statt sentimentaler Sonnenuntergangs-Stille gab’s für uns nochmal volle Produktion – ganz nach dem Motto: Wenn schon letzter Tag, dann mit Feuerwerk aus Arbeit und Koffein.

Johannes war natürlich wieder das wandelnde Kamera-Stativ. In der einen Hand das Gimbal, in der anderen Hand die B-Roll-Cam, auf dem Rücken der Rucksack voller Akkus – und irgendwo dazwischen wahrscheinlich noch ein belegtes Brötchen für zwischendurch. Ich frage mich ehrlich, wie der Typ das schafft, ohne sich selbst zu filmen. Aber typisch Johannes: während wir anderen noch versuchen, den Überblick zu behalten, hat er längst schon wieder drei Perspektiven aufgenommen, zwei Slow-Motions gedreht und wahrscheinlich nebenbei noch ein Reel geschnitten.

Zwischendurch musste dann natürlich noch eine kleine Sicherheitsunterweisung vom Piloten stattfinden – ganz klassisch mit ernster Miene, ausgestrecktem Arm und dem Satz „Bitte nicht in die Rotorblätter greifen.“ Ohne dieses Ritual wären wir gar nicht eingestiegen, geschweige denn losgeflogen. Und ja, so banal es klingt: solche Dinge kosten immer Zeit. Da steht man dann mit Helm auf dem Kopf, Kopfhörer auf den Ohren und fragt sich, ob man wirklich alles verstanden hat – oder ob man sich nur höflich nickend in sein Schicksal fügt.

Aber klar, das gehört einfach dazu. Sicherheit geht vor, und so professionell, wie die Kanadier das handhaben, fühlt man sich irgendwie gleichzeitig nervös und beruhigt.

Dieses Foto schreit förmlich nach Abenteuer. Der Camper im Vordergrund – unser treues, leicht überladenes Zuhause auf Rädern – und dahinter der Helikopter, der schon mit laufenden Rotorblättern auf seinen Einsatz wartet. Es ist so ein Bild, das perfekt beschreibt, was diese Reise eigentlich ausmacht: Freiheit auf vier Rädern trifft auf Wahnsinn in der Luft.

Man könnte fast meinen, das Foto sei gestellt – so filmreif sieht’s aus. Aber nein, das war einfach einer dieser echten Momente, in denen man kurz innehält und denkt: Wow, das ist wirklich unser Leben gerade.

Und trotzdem – man sieht Johannes die Freude förmlich ins Gesicht geschrieben. Da sitzt er also, mitten in diesem brummenden, vibrierenden Vogel aus Aluminium und Rotorblättern, grinst wie ein Honigkuchenpferd und hat wahrscheinlich in dem Moment vergessen, dass draußen der Himmel eher nach Apokalypse als nach Instagram aussieht.

Klar, Rauch, Dunst und drohender Regen sind jetzt nicht gerade die besten Voraussetzungen für brillante Farben oder epische Weitsicht – aber irgendwie passt das. Denn genau das ist ja auch das, was Destination zeigen soll: Reisen ist nicht planbar, Fotografie erst recht nicht. Und manchmal entstehen gerade in den vermeintlich schlechten Bedingungen die spannendsten Aufnahmen – einfach, weil sie echt sind.

Und ganz ehrlich: Wer kann schon behaupten, an seinem Geburtstag über Kanada geflogen zu sein, während unten irgendwo ein 7-Tonnen-Camper auf seine Rückkehr wartet?

Also hieß es für mich: „Action, Klappe, Kamera läuft!“ – nur eben ohne Klappe, dafür mit leicht zittrigen Händen und einer Kamera, die mehr wiegt als ein ordentliches Steak bei Tim Hortons. Ich hab mir das Gimbal geschnappt und versucht, so auszusehen, als wüsste ich genau, was ich da tue. Immerhin wäre es ja peinlich, wenn ich in einem Team voller Videoprofis derjenige wäre, der beim Filmen plötzlich „äh… wie war das nochmal mit der Belichtungszeit?“ fragt.

Aber ganz ehrlich – nach all den Tagen auf Achse, den Shootings im Sonnenaufgang, der Kälte am Gletscher und den ständigen Stopp-und-los-Manövern mit dem Camper… irgendwie ging’s dann doch wie von selbst. Und ja, ich geb’s zu: Es hat Spaß gemacht. Vielleicht liegt’s an der frischen Luft. Vielleicht auch daran, dass man für einen kurzen Moment einfach vergessen konnte, dass das hier schon unser letzter Drehtag war.

Unser Pilot war wirklich ein Original – so einer, der wahrscheinlich auch rückwärts in eine Parklücke einparken könnte, wenn man ihn lassen würde. Auf dem nachfolgenden Foto sieht man, wie tief er über dem Fluss fliegt – ehrlich, das war fast Baumkronen-Niveau. Links und rechts rauschten die Äste vorbei, als würden sie uns zuwinken und sagen: „Na, euch hat’s wohl ganz schön erwischt!“

Richtig abgefahren, das Ganze. Man merkt sofort, dass der Mann sein Fluggerät im Schlaf beherrscht. Während wir hinten drin mit leicht verkrampften Gesichtern versucht haben, cool auszusehen, hat er vorne lässig den Steuerknüppel bewegt, als wäre das hier eine gemütliche Sonntagsfahrt. Nur eben mit 200 km/h – knapp über dem Wasser.

Tipi-Gespräch mit einem Häuptling – Begegnung, Respekt & Tiefe

Das war übrigens nur einer von zwei Helikopterflügen an diesem Tag – ja, richtig gelesen, zwei! Man könnte fast meinen, wir hätten uns langsam an diese fliegenden Rasenmäher gewöhnt. Der erste Flug endete jedenfalls an einem riesigen Tipi – und nein, das ist kein metaphorisches Tipi der Erleuchtung, sondern ein wirklich beeindruckendes, echtes Tipi mitten in der kanadischen Prärie.

Und dort wartete tatsächlich ein Häuptling auf uns. Kein Witz. Das ganze Erlebnis war so surreal, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Ich würde jetzt gern mehr erzählen – was dort passiert ist, was wir gesehen, gehört und erlebt haben – aber das wäre einfach zu schade, um es hier im Tagebuch zu spoilern. Nur so viel: Diese Folge wird ganz sicher eine der spannendsten, tiefgehendsten und emotionalsten von Destination Kanada überhaupt.

Manchmal weiß man ja erst nach einem Flug, warum sich der Nervenkitzel gelohnt hat.

Und um das an dieser Stelle wirklich klarzustellen – wir waren nicht bei irgendeinem Schauspieler oder touristischen „Storyteller“, wie man es sonst so oft erlebt. Nein, wir waren bei einem echten Häuptling eingeladen. Einem Mann, der diese Rolle wirklich innehat, mit all der Verantwortung, Geschichte und Würde, die dazugehört.

Er hat uns in sein Tipi gelassen – nicht in irgendeine nachgebaute Kulisse – und uns mit einer beeindruckenden Offenheit begegnet. Keine gestellten Antworten, kein Showprogramm für Besucher. Wir durften einfach Fragen stellen. Und er hat sie beantwortet. Ehrlich, ruhig, mit einer Stimme, die diese ganz eigene Mischung aus Erfahrung, Weisheit und Gelassenheit trägt.

Das war einer dieser Momente, in denen es ganz still im Team wird. Kein hektisches Kameraklicken, kein Gelächter, kein Smalltalk. Nur Zuhören. Und genau das macht diese Reise für uns aus – diese Begegnungen, die man nicht planen, nicht wiederholen und schon gar nicht vergessen kann.

Prairie Garden Farm – Vom Feld auf den Teller

Und so abrupt der Themenwechsel auch klingt – vom spirituellen Gespräch im Tipi direkt auf eine kanadische Farm –, genau das ist eben Destination. Wir springen mitten hinein ins echte Leben. Die Prairie Garden Farm war unser nächster Halt, und dort geht’s nicht um Touristenattraktionen oder Selfie-Spots, sondern um etwas viel Bodenständigeres: darum, den Menschen in Kanada wieder näherzubringen, woher ihr Essen eigentlich kommt.

Die Betreiber dort machen das mit einer riesigen Leidenschaft. Sie zeigen Schulklassen, Familien und Stadtmenschen, wie Landwirtschaft wirklich funktioniert – nachhaltig, transparent und mit einer Menge Herzblut. Zwischen Kürbisfeldern, Honiggläsern und frischem Gemüse standen wir also wieder mittendrin, Kamera in der Hand, leicht verfroren, aber völlig begeistert.

Und irgendwie passte das perfekt als Abschluss unseres letzten Produktionstags: Vom Gletscher übers Tipi bis zur Farm – Kanada hat uns alles gezeigt, was es zu bieten hat.

Unsere Gastgeberin war wirklich ein echtes Unikat. Eine dieser Menschen, die man einmal trifft – und nie wieder vergisst. Sie hat dieses ansteckende Lachen, das man schon von weitem hört, und eine Energie, die selbst unseren durchgefrorenen Trupp wieder aufgetaut hat. Wenn sie über ihre Farm, über das Leben mit den Tieren und über das Anbauen von Lebensmitteln spricht, dann spürt man: Das ist keine Theorie. Das ist echtes Leben.

Da steckt so viel Leidenschaft, Überzeugung und Liebe in jedem Satz, dass man sich fast schämt, jemals Tiefkühlgemüse gekauft zu haben. Sie redet nicht von „Produktion“ oder „Erträgen“, sondern von Verantwortung und Respekt – gegenüber der Natur, den Tieren und dem, was wir am Ende auf dem Teller haben.

Ich glaube, genau solche Begegnungen sind der wahre Schatz dieser Reise. Keine atemberaubende Bergkulisse, kein Helikopterflug – sondern Menschen wie sie, die einem zeigen, wie viel Herz in echtem Handwerk steckt.

Und natürlich musste auch sie uns Rede und Antwort stehen – wir hatten einfach zu viele Fragen rund um das Farming in Kanada im Kopf. Vom Saatgut über die Ernte bis hin zur Vermarktung: alles wollten wir wissen. Niemand hätte uns das besser erklären können als sie, mit ihrer Erfahrung und ihrem Herzblut.

Es war eines dieser Gespräche, bei dem man nach wenigen Minuten merkt: hier sitzt keine Theoretikerin vor dir, sondern jemand, der es lebt. Ihre Antworten waren ehrlich, klar und manchmal auch überraschend direkt. Genau das lieben wir an Destination – wir dürfen hinter die Kulissen schauen und mit Menschen sprechen, die wirklich wissen, wovon sie reden.

Ich glaube, wir alle saßen ein bisschen ehrfürchtig da, während die Kameras liefen, und spürten, dass hier gerade mehr entsteht als nur „Material für eine Folge“. Hier entsteht echtes Verständnis.

Womit wir aber wirklich nicht gerechnet hätten – und das meine ich vollkommen ernst – war ein vollwertiges 5-Gänge-Mittagessen, das offensichtlich extra für uns vorbereitet worden war. Ja, ich weiß, das klingt völlig übertrieben, fast schon absurd luxuriös für so eine staubige Reisecrew, die seit Tagen aus Blechdosen lebt und sich über Toastbrotreste freut.

Aber es war tatsächlich so: ein richtiges Menü, serviert mit Live-Musik, gedeckt im alten Gewächshaus der Farm. Zwischen Kräutertöpfen, Lichterketten und einem leicht quietschenden Ventilator, der versuchte, den Duft von frisch gebackenem Brot und geschmortem Fleisch in Bewegung zu halten.

Jeder Gang war eine kleine Liebeserklärung an Kanada – regionale Zutaten, mit Herz gekocht, und mit Geschichten serviert, die jedes Gericht noch ein bisschen besonderer machten.

Da saßen wir also: nach zwei Wochen Camping, Adrenalin, Staub und Dosenravioli – plötzlich an einer festlich gedeckten Tafel mitten im Nirgendwo. Ich glaube, niemand von uns hat je dankbarer auf einen Teller Salat geschaut.

Und die Livemusik war übrigens wirklich der Hammer. Kein Playback, kein Hintergrund-Gedudel, sondern echte Musiker, die mit Leidenschaft gespielt haben – Geige, Gitarre, ein bisschen Blues, ein bisschen Country, genau das, was man auf einer kanadischen Farm hören will.

Man hatte fast das Gefühl, in einer Filmszene gelandet zu sein – irgendwo zwischen „Laid Back Dinner in Alberta“ und „Tiny Desk Konzert mit Kartoffelauflauf“.

Selbst Marc, der sonst beim Essen eher auf „funktional und effizient“ setzt, hat kurz das Kauen eingestellt und einfach nur zugehört.

Ich schwöre, das war einer dieser seltenen Momente, wo alles gepasst hat – das Licht, die Stimmung, die Musik, das Essen, und dieses Gefühl, dass man genau am richtigen Ort zur richtigen Zeit ist.

Und im nächsten Bild sieht man wieder einmal, was kanadische Gastfreundschaft wirklich bedeutet. Kaum hatte unsere Gastgeberin erfahren, dass Johannes heute Geburtstag hat, drehte sie sich um, grinste kurz – und zehn Minuten später kam jemand aus der Küche mit einem noch warmen Apple Pie in der Hand.

Und das Beste? Sie hat ihn zum Mitnehmen eingepackt, weil sie natürlich wusste, dass wir mal wieder im absoluten Zeitstress waren.

Typisch Kanada: freundlich, herzlich – und immer mit einer Prise Zimt und Butter obendrauf.

Johannes war sprachlos (was bei ihm echt selten vorkommt), und wir alle hatten das Gefühl, dass dieser Apfelkuchen wahrscheinlich besser schmeckt als jede Torte der Welt.

Elk Island & Abschied in Edmonton – Ranger-Insights, letzter Flug & City-Fotografie

Und wie schon erwähnt, blieb uns kaum Zeit, das köstliche Essen so richtig zu genießen. Kaum war der letzte Bissen runtergeschluckt (oder besser: hektisch eingeatmet), saßen wir auch schon wieder im Camper. Der Zeitplan war eng, und das Licht würde nicht ewig halten. Trotzdem – wir waren uns alle einig: Das war eines der liebevollsten Mittagessen, die wir je bekommen haben.

Unser nächstes Ziel: Elk Island National Park – ja, genau, da waren wir schon gestern. Diesmal allerdings mit professioneller Verstärkung: einem echten Ranger und Guide, der uns mit einem breiten Grinsen begrüßte und sofort loslegte, über die Metis-Kultur, die Geschichte des Parks und die Tierwelt zu erzählen.

Es war spannend, informativ – und irgendwie auch ein schöner Abschluss für diesen Tag, an dem sich alles um das drehte, was Kanada so besonders macht: Natur, Menschen und die kleinen Geschichten dazwischen.

Wer hätte das gedacht – kaum waren wir im Elk Island National Park angekommen, da wartete auch schon wieder dieses brummende Flugungetüm auf uns. Ein Helikopter. Schon wieder. Und diesmal sollte er Johannes, Thilo und Sarah einsammeln – direkt mitten im Park!

Der Plan: ein kurzer Flug nach Edmonton. Die Realität: ein szenischer Umweg deluxe, mit Kurven über Wälder, Flüsse und schier endlose Weiten. Während ich am Boden stand und den Rotoren beim Aufdrehen zusah, dachte ich mir nur: Na super, wieder fliegen – aber wenigstens nicht ich!

Die drei sahen beim Einsteigen aus wie aus einem Actionfilm – Sonnenbrille auf, Kamera in der Hand, Haare (bei Sarah jedenfalls) im Wind. Und dann hob der Helikopter ab, drehte eine elegante Schleife über den Park und verschwand langsam am Horizont. Ein perfekter Abschluss für einen Tag, der uns mal wieder gezeigt hat, dass Destination nicht einfach nur Reisen bedeutet – sondern Erleben, Staunen und manchmal auch Fliegen (zumindest für die Mutigen).

Während also Sarah, Thilo und Johannes über die Baumwipfel düsten, durften Marc und ich uns der ganz eigenen Königsdisziplin des Reisens widmen: dem Einparken eines 7-Tonnen-Campers mitten in der Downtown von Edmonton.

Ich sag’s euch, das war kein Spaß. Zwischen glänzenden Glasfassaden, hupenden Taxis und Parkhäusern mit Höhenbeschränkung von gefühlten 1,50 Metern lenkten wir unser rollendes Wohnzimmer durch die Rushhour. Jeder Bordstein fühlte sich an wie ein Endgegner.

Unser Ziel: das Hotel für die letzte Nacht. Klingt simpel – war’s aber nicht. Marc schwitzte am Steuer, ich schwitzte beim Navigieren, und selbst das Navi schwitzte irgendwann. Aber hey – Mission accomplished! Wir haben das Monster tatsächlich in einer Parklücke zum Stehen gebracht, die eigentlich für Smartfahrer gedacht war.

Und als wir endlich ausstiegen, beide mit zitternden Händen und einem breiten Grinsen, dachten wir nur: „Wenn das kein würdiger Abschluss für diese Reise ist, dann wissen wir’s auch nicht.“

Natürlich konnten wir es uns nicht nehmen lassen, unseren letzten Abend in Kanada noch einmal fotografisch zu zelebrieren – schließlich sind wir ja nicht zum Spaß hier… also, zumindest nicht nur.

Kaum waren Sarah, Thilo und Johannes mit dem Helikopter gelandet (und wir gerade so wieder den Puls im Normalbereich hatten, nachdem wir das Wohnmobil erfolgreich in die Tiefgarage gequetscht hatten), hieß es: „Ab auf die Straßen von Edmonton!“

Und wie es sich für uns gehört, wurde direkt ein kleines Fotobattle ausgerufen. Drei Fotografen, drei Objektive, drei völlig unterschiedliche Blickwinkel auf dieselbe Stadt. Sarah entschied sich für die klassische Reportagebrennweite, Marc griff zum Teleobjektiv – wahrscheinlich, um unauffällig zu wirken (Spoiler: hat nicht funktioniert) – und ich selbst schnappte mir das Weitwinkel, um möglichst viele Lichter, Reflexionen und das urbane Chaos einzufangen.

Was dabei herauskam, war genau das, was wir mit Destination immer zeigen wollen: Fotografie ist kein Wettbewerb, sondern ein Ausdruck von Persönlichkeit.

Und in einer Stadt wie Edmonton, mit all ihren Neonlichtern, Glasfassaden und der Mischung aus urbaner Ruhe und industrieller Wucht, wurde das mehr als deutlich.

Die Ergebnisse gibt’s dann natürlich in der passenden Folge – und ich sag’s schon mal: Es wird bunt, laut und richtig gut.

Und dann war es soweit.

Der Moment, den man auf jeder großen Reise gleichzeitig herbeisehnt – und fürchtet.

Wir saßen zusammen in einer kleinen Bar mitten in Downtown Edmonton, jeder mit einem kalten Getränk in der Hand, und ließen die letzten zwei Wochen Revue passieren. Draußen flimmerten die Lichter der Stadt, drinnen lief leise Musik, und zwischen uns hing diese ganz besondere Stimmung, die man nur am Ende einer intensiven Reise erlebt – ein Mix aus Erschöpfung, Glück und leiser Wehmut.

Sara grinste, während sie ihr Glas hob, und meinte nur:

„Leute, wir haben’s echt geschafft.“

Und ja – das hatten wir. Trotz verlorener Koffer, eingefrorener Finger, Bärenwarnungen und Camper-Toiletten mit Charakter.

Irgendwie war das hier der perfekte Abschluss. Kein großes Tamtam, keine Kameras, kein Drehplan – nur wir, ein kaltes Getränk, und das gute Gefühl, etwas wirklich Besonderes erlebt zu haben.

Kanada, du warst wild, wunderschön und verdammt echt.

The End

2 Comments:
20. Oktober 2025

Toller Blog über eine Wahnsinns-Reise! Zwei Wochen randvoll mit Programm, Highlights und Erlebnissen. Neid kommt auf, auch wenn es ab und an wohl ein wenig anstrengend gewesen sein dürfte.
Jetzt heißt es also Geduld haben, bis die fertigen Filme zu sehen sind.
Wie viele TB habt Ihr denn in Kanada produziert?
BG Harald

13. Oktober 2025

Was für eine Reise! Ich habe eure Berichte verschlungen da wir eben erst auch aus Kanada zurück gekommen sind. Wir ( mein Mann und ich ) waren 3 Wochen mit einem kleinen Camper von Vancouver Island über Jasper und Banff unterwegs und ich konnte mich so oft in euren Erlebnissen und Empfindungen wiederfinden. Ein ganz toller Bericht. Ich hoffe nur dass ich mal die Gelegenheit dazu bekomme eure Bilder irgendwo sehen zu können. Ganz viele Grüße. Susanne

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