Ein Gastartikel von go2know – Geheime Orte entdecken
Im ersten Teil der Reihe zum Thema „Lost Places“ berichteten wir über die Entstehung jener Orte und mögliche Gefahrenquellen. Der zweite Artikel beschäftigte sich mit den wichtigsten Regeln, damit der Besuch der verlassenen Orte möglichst unfallfrei verläuft und gab Tipps für die richtige Ausrüstung. Heute geht es speziell um die Fotografie an verlassenen Orten.
Grundsätzlich unterscheidet sich die Fotografie der verlassenen Orte von keiner anderen Form der Malerei mit Licht. Die Grundprinzipien der Bildkomposition, der Beleuchtung oder der Farblehre bleiben auch hier erhalten. Wie bei jedem gutem Foto gilt es auch hier die perfekte Blickführung oder den besten Lichtverlauf abzubilden. Grundprinzipien wie der „Goldene Schnitt“ bleiben erhalten.
In unserer langjährigen Betreuung von Lost Place Fotografen haben wir viele Erfahrungen gesammelt und konnten so eine Top5 der häufigsten, fotografischen Problematiken und ihrer einfachsten Lösungen aufstellen:
1. Die Wahl des richtigen Bildausschnitts
- Meistens ist weniger mehr. Achtet darauf nicht in jedem Raum eine „Totale“ zu schießen. Oftmals ist es nicht der Raum der imponiert, sondern nur das Waschbecken an der Wand. Habt Mut an die Motive heranzugehen, denn Details machen jede Fotoserie erst wirklich interessant. „Näher ran“ ist einer unserer meisten Empfehlungen vor Ort.
- Versucht bei einer „Totalen“ zu spielen. Sucht euch einen spannenden Vordergrund und verändert die Schärfebereiche im Bild. Dazu könnt ihr die Blende aber auch die Brennweite des Objektivs verändern. Erzeugt durch gezielt positionierte Vorder- und Hintergründe Weite und Tiefe aber auch Spannung.
2. Wie belichte ich manuell richtig?
- Die Belichtung eines Fotos setzt sich immer aus 3 Faktoren zusammen: Belichtungszeit, Blende und ISO- oder ASA Zahl
- Die Belichtungszeit ist in der Lost Place Fotografie meist zu vernachlässigen. In der Regel hat jeder Fotograf ein Stativ dabei und kann somit so lange belichten wie er/sie möchte, ohne etwas zu verwackeln. Es gilt jedoch zu beachten, dass Zeiten von mehr als 1/60s selten aus der Hand gehalten werden können, es sei denn man verfügt über einen Bildstabilisator. Ist ein Bildstabilisator vorhanden sollte man diesen bei Belichtungszeiten von mehr als 1/8 s ausschalten und unbedingt vom Stativ aus fotografieren. Es liegt an der Physik der Stabilisatoren, dass sie bei längeren Zeiten „wegschwimmen“ und ihrerseits für Unschärfen sorgen können.
- Die richtige Wahl der Blende hängt davon ab welchen Schärfebereich man im fertigen Bild erzielen möchte. Hierbei hilft die Eselsbrücke: „Je mehr Schärfe, desto höher muss die Blendenzahl sein.“ Möchte man also einen langen Gang von vorne bis hinten absolut scharf abbilden, stellt man die Blende auf einen hohen Zahlenwert. Möchte man punktuell ein einzelnes Detail herausarbeiten, wählt man einen kleinen Zahlenwert.
- Der ISO- oder ASA Wert kann bei der Lost Place Fotografie normalerweise vernachlässigt werden. Er kann auf eine Zahl von 100 oder 200 fest eingestellt werden. Dieser Wert gibt die Lichtempfindlichkeit des Sensors oder Films an. Je kleiner er ist, desto weniger reagiert der Chip oder Film auf das Licht und desto rauschärmer oder weniger körnig ist das fertige Foto. Da man in verlassenen Objekten meist ein Stativ dabei hat, ist es egal, wie schnell der Sensor auf das Licht reagiert. Hier zählt nur die beste Abbildungsqualität.
3. Ich verliere zu viel Zeit, weil ich mit den Einstellungen an der Kamera nicht vorankomme.
- Ein gutes Foto ist kein Bild, das komplett manuell aufgenommen wurde. Ein gutes Foto hält den perfekten Moment fest. Es erzählt Geschichten und wirft Fragen auf. Es begeistert oder erschreckt und es bleibt lange im Gedächtnis des Betrachters. Um das, was man vor Ort empfindet, in eine Fotografie umzusetzen, reicht die Technik der Kamera alleine nicht aus. Das Foto macht der Fotograf. Die Kamera ist dabei ein technisches Arbeitsgerät, das die Arbeit des Fotografen mit bestimmten Funktionen erleichtern soll.
- Um uns voll auf unsere Kreativität einlassen zu können, haben die Kamerahersteller viele, sehr nützliche Dinge in ihre Apparate gebaut. Autofokus und automatische Belichtungsmesser mit Motivprogrammen sind nur 2 dieser Möglichkeiten. Was uns die Technik jedoch nicht abnehmen kann, ist der Blick. Noch immer suchen wir uns die Motive und die Bildausschnitte selbst aus. Wenn man also mehr Zeit investiert, um sich mit den Bildinhalten zu befassen, anstatt mit der Aufnahmetechnik, wird es sicher auch gelingen, das gesehene für andere Betrachter über die Fotografie richtig zu transportieren. Deshalb sollten wir uns auch genau darauf konzentrieren. Die Kamera macht in den meisten Fällen ihre Arbeit im P-Modus recht gut. Damit man sich darauf auch verlassen kann, hat man ja beim Kamerakauf auch gutes Geld auf den Tisch gelegt.
- Deshalb: nach der Aufnahme unbedingt am Display kontrollieren, ob das Foto so gefällt.
- Sollte die Belichtung nicht stimmen, kann man im P-Modus schnell mit der +/- Taste Korrekturen vornehmen. Stimmt etwas mit der Schärfe nicht, hilft es oft, sich in die Live-View hineinzuzoomen oder die Blende höher zu stellen.
4. Der Autofokus stellt nicht scharf.
- Damit der Autofokus ordentlich funktionieren kann, projiziert die Kamera Licht oder ein Muster auf das Motiv. Ist das Motiv zu dunkel reicht die Leistung dieser Projektion nicht mehr aus. In diesem Moment hilft nur noch eine externe Lichtquelle wie eine Taschenlampe. Damit einfach das Motiv beleuchten und gleichzeitig den Auslöser der Kamera antippen.
5. Auf meinen Fotos sind absolut weiße und/oder schwarze Flächen zu sehen.
- Der Kontrastbereich im Foto ist zu groß. Es liegt in der Physik und Chemie der Sensoren und Filme begründet, dass unser Auge viel genauer zwischen Dunkel und Hell unterscheiden kann. Daran können auch moderne Aufnahmemedien nichts ändern.
- Über die +/- Taste an der Kamera kann man versuchen einen einigermaßen passenden Mittelwert zu finden.
- Man erstellt eine HDR-Belichtungssreihe.
HDR-Aufnahmen
Moderne Fotosensoren erreichen nicht im Geringsten die Möglichkeiten des menschlichen Auges. Nicht mal annähernd können sie so große Helligkeitsunterschiede wie in der Realität darstellen. Schon in den 1960ern beschäftigten sich deshalb findige Entwickler mit einer Lösung dieses Problems. Man fotografiert einfach mehrere Aufnahmen ein und desselben Motivs mit verschiedenen Belichtungen. So erhält man eine Reihe unter- perfekt- und überbelichteter Bilder. Diese fügt man danach am Computer oder Vergrößerungsapparat wieder zu einem Bild zusammen und erhält so ein Foto, in dem alle Helligkeiten gespeichert sind. Die Sache an sich hört sich schwieriger an als sie ist. Dennoch sollte man für perfekte Ergebnisse genau wissen was man macht.
Fotos von weiteren Lost Places kann man sich z.B. in der Sektion Marodes oder in der Sektion Wirtschaftswunden ansehen.
Die lost places ist einen spannendes Thema, und nicht weil ich illegel reingehen kann. Baff. Kann es noch schlimme sein?
Hallo zusammen, kennt jemand diese Ort? Nähe Düsseldorf…
http://www.zeit.de/mobilitaet/2014-08/oldtimer-autofriedhof
Wie läuft das bei euch Lost Places Fotografen hier ab… sorry, die vielleicht blöde Frage, aber auf manchen Sites mit solchen Fotos steht nur, dass irgendwo an einem eigentlich verbarrikadierten Ort dann doch eine Lücke war, und da sind die Herrschaften oder Damen dann einfach hinein gegangen…(heißt nicht, dass ich euch das unterstelle, bestimmt nicht..) Manche wiederum holen sich erst eine Genehmigung des Besitzers ein, bevor sie irgendwo herein dackeln, um nicht illegeal ertappt zu werden. So sehr es mich auch juckt, aber auf letzteres kann ich ich echt verzichten. Bisher halte ich mich noch an frei behgehbare Orte und knipse von außen, zum Beispiel Objekte die draußen alt und verbraucht herum fliegen, aber höchstwarscheinlich etwas damit zu tun haben, wo ich nicht herein komme. Solche objekte direkt zu finden gestaltet sich natürlich schwierig und sind meist per Zufall. Leider habe ich mir das dennoch als Aufgabe auferlegt und komme nicht weiter, was mich tierisch frustet . BIs auf ein Foto vor einer alten Halle in Duisburg… Ist es nicht auch schwierig manchmal an den richtigen Besitzer zu kommen und eine Erlaubnis zu bekommen? Geht ihr in Gruppen zu einem Lost Place? Alleine bin ich da ietwas schissig, zumal man an solchen Ortschaften merkwürdige Gestalten zu sehen bekommt. … Bin darin ´voll die Anfängerin….
Besser hätte man es nicht erklären können. Ich bin selbst Lost Place Fotograf und kenne die Schwierigkeiten. Besonders das grelle Licht durch die Fenster sind oft eine Herausforderung
http://www.jochenbake.de/das-verlassene-krankenhaus/
wie am 16. März 2014 um 11:40 😉
Gute Tipps kann man doch auch noch ein wenig später lesen, oder? 🙂
ZUM wETTBEWERB ,VERLASSENE ORTE, KANN MAN
Hallo Helmut,
alle Infos zum Wettbewerb findest Du hier: http://contest.fotocommunity.de/2015/06/verlassene-und-einsame-orte/
Merci für die Tipps!
Danke!
Ein super Artikel. Den drucke ich mir aus und lerne! 🙂
Hallo ,
sehr hilfreicher Artikel. Die Wahl der Location gestaltet sich da schon schwieriger….
Hallo!
Sehr schöne Tipps!
Das probl ist aber eher so einen schönen Platz zu finden. Über Geocatching Seiten findet man ja das eine oder andere, aber die wirklich guten…..
Da muß halt jeder mal durch.
Ich finde das hier viel besser als die ersten beiden Folgen. Die Bilder sind toll, es riecht nicht in jedem Absatz nach Werbung. Und das Wichtigste: es enthält echte Tipps. Zielgruppe ist der Anfänger, der den manuellen Modus erst entdeckt und für den sind die Hinweise wirklich brauchbar. Einziger Haken für mich: der Artikel befasst sich nur mit natürlichem Licht und Belichtungsreihen. Besonders spannend – und schwierig – wird es ja, wenn man mit Model an solchen Plätzen fotografiert und Blitz- und Umgebungslicht kombinieren will. Vielleicht möchte ja ein anderer Gastautor da mal ran?
Ich vermute mal, dass einige Menschen bisher nicht die Vorstellung hatten, was man an Marodem überhaupt reizvoll fotografieren kann. Aber da immer mehr Fotos von Lost Places zu sehen sind, kommen eben auch mehr auf den „Geschmack“, das auch mal zu machen und sehen nun solche früher als „Schandflecken“ angesehenen Bauten plötzlich mit anderen Augen.
Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit einer alten „Einwohnerin“ einer Kleinstadt in Brandenburg, als ich das marode Fachwerkhaus ihr gegenüber fotografierte. Sie fragte mich, warum ich das überhaupt fotografiere, sie schaue da seit 50 Jahren drauf und zu, wie es verfällt und dauernd kämen Leute, die das fotografieren… Ich hab ihr erklärt, dass das Alte und Marode eben auch einen Charme hat, der Verfall zugleich traurig machen und faszinieren kann. Es ist eben nicht alles sauber und perfekt in unseren Städten, es gibt eine „dunkle“ Seite, die Geschichte ausstrahlt, wo sie nicht durch Sanierung/Restauration getilgt wurde, sondern der Lauf der Zeit ohne Eingriff sichtbar wird. Vandalismus-Schäden jetzt mal ausgenommen.
Die alte Dame meinte daraufhin, dass sie das jetzt besser verstehen könnte, warum sich Menschen solche Motive suchen. Wir unterhielten uns noch lange über das Thema, aber das war wieder ein Beispiel, dass man oft erst darauf gestupst wird, auf einmal etwas interessant zu finden, woran man früher achtlos vorbei ging. Und das bezieht sich nicht nur auf Marodes. Jeder, der viel fotografiert, wird an sich den Unterschied bemerken, dass die Wahrnehmung sich dabei verändert, man viel mehr bemerkt und auf einmal kleine und scheinbar alltägliche Dinge mit neuen Augen sieht…
SouLs EyEs,
ich kann es nicht wirklich nachvollziehen…..liegt es am zeigen der bilder ? …. ich zeige seit 20 jahren bilder und so ein anstieg ist mir vorher nicht aufgefallen….. ist es die suche nach dem kick, was zu tun, was einen hauch des verbotenen hat ? ….. schon möglich, aber gleich so viele ….. oder liegt es einfach daran, das jedes und überall geknipst wird und das auch hier rein schwappt ? Wir führen ständig solche Diskussionen, was meist Du woran das liegt ?
Gruss aus MUC
„…wenn ich mir die sektion “marode” hier anschaue, haben sich die bilduploads in drei jahren verdreifacht…. da ist so viel inflationärer müll dabei …. wenn ich dann irgendwelche eingelegten nieren aus einer urologenvilla fünf mal am tag sehen muss, nervt mich das einfach ……“
@ y-oo-m- : Und nun darfst du 3 mal raten durch was das geschürt wird^^ 😉
ich sag es mal so, so manch einer kommt erst über das besuchen solcher orte zur fotografie…..somit ist es nicht falsch basiswissen zu vermitteln. außerdem ist es fakt, dass auch im ambitionierten bereich immer noch mehr als die hälfte in programmautomatiken fotografieren…… man kann es nicht oft genug wiederholen, manuell ist einfach mehr zu holen…..warum nicht auch hier wiederholen ….. warum nicht auch hier……..schlimm finde ich nur, dass mal wieder der zeitdruck des fotografierens durchschimmert ……. leute was bringt mir es von einer location tausende bilder zu machen und zu hause alle zu bearbeiten ….. konzentriert euch auf ein paar motive stellt die kamera richtig ein und lasst euch zeit. wenn ich mir die sektion „marode“ hier anschaue, haben sich die bilduploads in drei jahren verdreifacht…. da ist so viel inflationärer müll dabei …. wenn ich dann irgendwelche eingelegten nieren aus einer urologenvilla fünf mal am tag sehen muss, nervt mich das einfach …….
kann mich nur fotodesign anschließen, einfach nur basiswissen. früher gabs mal büchlein: wie belichte ich richtig? sollten sich die mal zulegen die das erste mal eine kamera in der hand haben und solche grundlegenden defizite im fachwissen haben. sie sollten sich ach ersts mal an normale motive heranwagen, als in der vergangenheit zu wühlen und dabei kopf und kragen zu riskieren. diese motive haben schon längst ihren reiz verloren.
@ Oliver Moser: Ganz einfach, gaaaanz viiiiiiiiiiiiel Recherche im Internet und den gängigen Portalen für Lost Places, Urbanes, Verlassenes, Geister- und Spuklokations und Geocaching.
Leider kann es aber auch durch aus sein, das man mal weiter fahren muss, weils eben im Umkreis wirklich nix gibt 😉
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A.F. – Fotografie absolut recht geb, ich muss langsam auch echt lachen…
Mein einzige Problem weiterhin… Lost Places zu finden (und das in der Schweiz). Tipps?
Basiswissen der Fotografie nicht mehr…
Erneut ein großes Dankeschön für die Tipps.
Nun weiß ich endlich, was ich bei meinen Fotos immer falsch mache.