DESTINATION: Kanada – Tag 6
Wir befinden uns gerade an einem wunderschönen Ort – auf einem grandiosen Campingplatz, der den perfekten Start in den Tag beschert. Der Sonnenaufgang schenkt uns Kraft für all das, was heute noch auf uns wartet. Schon jetzt haben wir festgestellt, dass wir eher die kleineren, persönlichen Campingplätze bevorzugen – und dieser hier in Waterton ist wirklich etwas ganz Besonderes: heimelig, ruhig und voller Charme.
Ein weiteres Highlight: die Sanitäranlagen. Klingt vielleicht banal, aber nach Tagen voller Improvisation ist eine richtig schöne Dusche Gold wert. Keine Duschmarken, keine voreingestellte Temperatur, kein Ansteh-Stress – einfach nur heißes Wasser, wann und wie man will. Ganz ehrlich: Das fühlt sich hier fast luxuriöser an als jedes Hotel.
Abenteuer & Bärenwarnungen: Zwischen Faszination und Respekt
Ein Teil von uns wünscht sich unbedingt, endlich einmal einen Bären in freier Wildbahn zu sehen. Doch je häufiger die Warnschilder auftauchen, desto mulmiger wird das Gefühl. An fast jeder Ecke begegnet man Menschen mit Bärenspray am Gürtel – flankiert von Hinweisen, wie gefährlich diese Tiere wirklich sind. Zwischen Faszination und Respekt liegt hier nur ein schmaler Grat, und genau auf diesem bewegen wir uns gerade.
Aber was soll ich sagen – bei so einem Sonnenaufgang vergisst man einfach jede Sorge. Auf dem Tisch unsere kleine French Press, daneben die dampfende Tasse, und schon beim ersten Schluck wird klar: Frischer Kaffee am Morgen schmeckt gut. Aber frischer Kaffee im Sonnenaufgang? Der schmeckt doppelt und dreifach so gut. Ein kleiner Luxusmoment mitten im Abenteuer.
Heute haben wir uns bewusst gegen ein Sonnenaufgangs-Fotoshooting entschieden – und stattdessen für ein gemeinsames, ausgiebiges Frühstück. Auf so einem Trip muss schließlich auch das Miteinander gefeiert werden. Wenn es nur dauerhaft Stress und Hektik gibt, leidet irgendwann die Stimmung. Also haben wir uns die Zeit genommen, zusammenzusitzen, zu lachen und einfach mal durchzuatmen – und genau das hat

Man darf dabei nicht vergessen: Selbst das Frühstück oder das Kaffeekochen sind Teil von Destination – und müssen natürlich auch gefilmt werden. Thilo und Johannes springen also morgens aus den Schlafsäcken und greifen sich zuerst die Kamera, noch bevor sie überhaupt zur Zahnbürste greifen. So wird selbst der erste Kaffee des Tages zu einer kleinen Filmszene.
Alltag im Camper: Wasser auffüllen und das echte Vanlife spüren
Heute stand nach langer Zeit mal wieder das große Camper-Leeren auf dem Plan. Was ich bisher noch gar nicht verraten habe: Schon am ersten Tag bei der Abholung hatten wir beschlossen, die Toilette und die Dusche im Camper zu sperren. Trotzdem sammelt sich natürlich Wasser an – und wenn darin auch noch Lebensmittelreste landen und mehrere Tage im Tank vor sich hin gären, entwickelt sich ein Geruch, den wirklich niemand in unserer Truppe ertragen kann. Niemand… außer mir. Windeln duften schließlich auch.
Also hieß es: altes Wasser raus, frisches Wasser rein. Ein kleiner Job, den man nicht unbedingt liebt, der aber einfach dazugehört, wenn man mit dem Camper unterwegs ist.
Bear Hump Trail: Wandern mit grandioser Aussicht auf den Lake Waterton
Und dann ging es direkt weiter – ab an den Lake Waterton zu einem kleinen Hike. Der Bear Hump Trail führt hinauf zu einem der bekanntesten Aussichtspunkte oberhalb der kleinen Stadt. Ein knackiger Aufstieg, der uns nicht nur die Beine spüren ließ, sondern auch einen Ausblick versprach, der alles wert sein würde.
Aber klar – natürlich begegnen uns auch hier wieder überall die Warnschilder vor Bären. Und ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie es sich anfühlen muss, wenn plötzlich so ein Koloss aus dem Unterholz bricht und direkt vor einem steht.
Alle Einheimischen, mit denen wir bisher gesprochen haben, sagten unisono, dass bei den meisten Menschen in solch einer Situation das Gehirn aussetzt. Und damit ist nicht ein gesunder Fluchtreflex gemeint, sondern eher eine Art Instagram-Wahn: Leute laufen schnurstracks auf den Bären zu, nur um das vermeintlich krasseste Selfie ihres Lebens zu ergattern.
Natürlich hoffen auch wir, einen Bären zu Gesicht zu bekommen – aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn uns keiner über den Weg läuft. Eigentlich sollten diese Tiere so scheu sein, dass allein die Geräusche von Menschen sie auf Abstand halten. Wenn Bären dennoch in die Nähe von Menschen kommen, ist das meist ein schlechtes Zeichen. Viele wurden hier ungewollt darauf „trainiert“, Mülltonnen als einfache Kalorienquelle zu nutzen – und genau deshalb werden sie dort am häufigsten gesichtet.
Am Ende gehört ein Bär eben nicht an Mülltonnen, sondern in den Wald – dort, wo er hingehört, gemütlich Beeren mampfend und weit weg von uns.
Dafür wurden wir schon nach wenigen Metern mit einem echten Highlight belohnt: Plötzlich tauchten ein paar Bighorn Sheep auf, die ganz entspannt am Berghang herumchillten.
Sara hat sich natürlich sofort das 180–600 mm geschnappt und losgelegt – ein Motiv wie dieses lässt man sich schließlich nicht entgehen. Klick um Klick wanderte durchs Tal, während die Tiere seelenruhig weitergrasten, als wären wir gar nicht da.
Auf dem obigen Foto erkennt man die Schafe übrigens winzig klein im mittleren, linken Bildbereich – fast so, als würden sie sich vor der Kamera verstecken wollen.
Der Aufstieg selbst zog sich dann noch rund 60 Minuten hin – natürlich verlangsamt durch das ständige Filmen, Anhalten und Fotografieren. Doch sobald wir oben ankamen, waren all die Strapazen wie weggeblasen. Der Ausblick entlohnte für alles: Von hier oben reicht der Blick über den Lake Waterton bis weit hinein in die USA.
Einziger Haken: der Wind. Oben weht er so stark, dass man das Gefühl hat, er könnte einen jederzeit vom Felsen pusten. Also lieber fest hinstellen, tief durchatmen – und genießen.

In solchen Momenten sind die Glatzenträger definitiv im Vorteil – da flattert nichts im Wind, außer vielleicht das Hemd.

Parken mit dem Camper: Tipps für große Fahrzeuge in Nationalparks
Unser mobiles Zuhause wartete währenddessen brav am Straßenrand auf unsere Rückkehr. Bei solchen Highlight-Spots muss man allerdings wirklich aufpassen – die Parkflächen sind oft knapp bemessen und für große Fahrzeuge kaum ausgelegt. Wir hatten extremes Glück und konnten unseren Camper quer über zwei reguläre PKW-Parkplätze stellen. Hätten die frei gefehlt, hätten wir keinerlei Chance gehabt, dort mit einem RV zu parken.
Nachdem wir wieder den Berg hinuntergestolpert waren, war bereits der halbe Tag vergangen – das geht hier draußen schneller, als man denkt.
Cowboy-Feeling am Fuße der Rocky Mountains
Und dann stand auch schon unser nächster Termin an: die Thanksgiving Ranch. Schon jetzt kann ich verraten, dass uns dort ein echtes Highlight erwartete – ein Ort, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Die Thanksgiving Ranch liegt traumhaft idyllisch, eingebettet am Fuße der majestätischen Rocky Mountains. Ein Ort, an dem man sofort spürt, dass Natur und Ruhe hier den Ton angeben – mit einem Panorama, das fast schon zu perfekt wirkt, um wahr zu sein.

Der Eigentümer dieser kleinen Familienranch, Bradley, hat sich für uns Zeit genommen und in einem wirklich spannenden Interview Rede und Antwort gestanden. Dabei hat er uns nicht nur Einblicke in das Leben auf der Ranch gegeben, sondern auch in die Herausforderungen und Leidenschaften, die damit verbunden sind.

Ein perfekter Tagesabschluss
Und dann kam das absolute Highlight für Sara: ein abendlicher Ausritt in den Sonnenuntergang – und das nicht auf irgendeinem Pferd, sondern auf einem echten Rodeo-Pferd. Aidan, der Sohn der Familie und selbst Rodeo-Reiter, ein waschechter Cowboy, lieh ihr für diesen besonderen Moment sein eigenes Pferd.
Thilo und ich bekamen derweil ein paar mehr Pferdestärken unter die Haube – allerdings mit vier Rädern. So konnten wir den Ausritt aus allen Perspektiven begleiten, filmen und mit der Drohne bebildern. Während Sara durch die untergehende Sonne ritt, sorgten wir dafür, dass dieser magische Moment auch für die Destination-Folge festgehalten wird.
Der Abend fühlte sich an wie ein Traum. Wie in einem guten Western senkte sich die Sonne hinter den Bergen, tauchte die Landschaft in goldenes Licht, während ein leichter Wind über die vom Sommer ausgetrockneten Grashalme strich. Und mittendrin Sara, die mit dem mächtigen Gaul über die endlosen Weiten Kanadas trabte – ein Bild, das sich für immer in unsere Erinnerungen brennen wird.
Ich glaube, selten hat sich ein Cowboyhut so sinnvoll und richtig angefühlt wie in diesen Momenten.
Und so ging auch dieser Tag zu Ende – mit einem Highlight, das nicht nur visuell beeindruckend, sondern auch emotional tief bewegend war. Ein Abschluss, der uns noch lange im Herzen bleiben wird.