DESTINATION: Kanada – Tag 4
Gepäck in Sicht
Der heutige Tagebucheintrag fällt etwas kürzer aus – dafür geht es in den nächsten Tagen so richtig los. Heute haben wir nämlich die Nachricht bekommen, dass unser Gepäck von der Border Patrol freigegeben wurde. Um weitere Wartezeit und zusätzliches Chaos zu vermeiden, haben wir uns kurzerhand entschieden, selbst nach Calgary zu düsen und es direkt am Flughafen abzuholen.
Bei unserem täglich wechselnden Standort wäre es einfach viel zu riskant gewesen, das Gepäck nachschicken zu lassen. Diese Entscheidung bedeutete allerdings auch: viele Stunden im Camper verbringen, ohne die Möglichkeit, unterwegs kurz anzuhalten und Fotos zu machen. Stattdessen nahmen wir die großen Highways und fuhren auf direktem Wege zurück zum Flughafen – obwohl wir eigentlich schon an unserem ersten traumhaften Foto-Spot angekommen waren.
Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich wir gerade sind — endlich kommt unser Gepäck an. In den letzten Tagen ist uns erst richtig klar geworden, welche Technik uns fehlt und wie sehr uns das bei vielen Abläufen einschränkt. Dinge, die wir wochenlang akribisch geplant hatten, wurden plötzlich zum Luxus.
Seit drei Tagen produzieren wir, ohne ein einziges Backup oder Vorarbeit zu machen. Zwischenzeitlich laufen die Speicherkarten voll: fast 3.000 GB Videodaten — alles unsortiert, ohne Struktur. So kann das nicht weitergehen.
Zum Glück ist es nur noch eine Frage von Stunden, bis wir unsere Koffer und damit die komplette Ausrüstung wiederhaben. Dafür verlieren wir zwar einen ganzen Tag — aber: Über einen Tod muss man sterben. Jetzt heißt es sortieren, sichern und weiter: die nächsten Tage werden groß.
Magischer Sonnenaufgang
Aber wie das Leben so spielt – es kommt immer anders als geplant. Als wir unseren Campingplatz noch vor Sonnenaufgang verließen, war schon absehbar, dass wir einen atemberaubenden Morgenhimmel verpassen würden. Und das konnten wir einfach nicht akzeptieren. Also warfen wir kurzerhand alle Pläne über den Haufen.
Der Sonnenaufgang musste fotografiert werden – nicht zuletzt, weil wir nie wieder an genau diesen Ort zurückkehren würden. Und die Stelle war schlichtweg zu besonders und beeindruckend, um sie ungenutzt vorbeiziehen zu lassen.
Schon aus dem fahrenden Camper wurden die ersten Fotos in den Canyon gemacht. Wir wissen ja alle wie schnell die Sonne aufgeht und jede Sekunde ist dabei wichtig.
Kanada zeigte sich an diesem Morgen von seiner wohl beeindruckendsten Seite. Mit einem solchen Ausblick hatten wir nicht gerechnet – zumal der Süden von Alberta so gar nicht dem klassischen Bild von „Kanada“ entspricht, sondern vielmehr an die amerikanische Prärie erinnert.
Die Canyons, die tiefen Schluchten, die bizarren Felsformationen – und darüber die aufgehende Sonne über der Wüstenlandschaft – machten uns schlichtweg sprachlos.
Ehrliche Einblicke
Zurück zum harten Alltag. Destination bedeutet für uns vor allem, nichts schönzureden oder zu beschönigen, sondern die Dinge so zu zeigen, wie sie wirklich sind. Nach drei Tagen voller soliderm Stress – dazu der Zusatzstress mit den fehlenden Koffern und dem ganzen Anreisetrubel – sind wir schon ziemlich heruntergerockt.
Und auch wenn es fast unmöglich ist, Sara nicht gut aussehen zu lassen: Die letzten Tage haben ihre Spuren hinterlassen. Und dabei fängt das Abenteuer eigentlich erst jetzt so richtig an.
Daher an dieser Stelle mal ein, zwei Fotos mit der unzensierten Wahrheit. Vor allem in Marcs Gesicht lassen sich die Strapazen der letzten Tage deutlich ablesen – ehrlicher kann ein Schnappschuss kaum sein.
Was die Fotos allerdings nicht zeigen können, ist die Erleichterung – der sprichwörtliche Stein, der uns vom Herzen gefallen ist – und die riesige Vorfreude auf die kommenden Tage. Aufgeben? Kommt für uns nicht infrage. Klein beigeben? Schon gar nicht.
Doppelte Ausrüstung, doppelte Freude
Und das alles, nachdem wir uns gestern erst die Ausrüstung doppelt nachgekauft hatten. Thilo und Johannes hatten sich gerade erst an das neue Gimbal mit der Nikon Z vertraut gemacht – und heute Abend halten wir endlich wieder unser großes Gimbal in den Händen. Ein bisschen verrückt, aber auch ein riesiges Stück Erleichterung.
Ebenso angenehm: unsere kleine Drohne, die wir jetzt sogar doppelt besitzen. Ein unerwarteter Vorteil, der uns in den nächsten Tagen sicher noch den einen oder anderen besonderen Blickwinkel bescheren wird.
Kanada aus der Luft
Die Luftaufnahmen hatten wir wirklich schmerzlich vermisst – und kaum ein Land schreit so sehr nach einer fliegenden Kamera wie Kanada.
Aus der Perspektive von oben werden die gewaltigen Dimensionen dieses Landes noch einmal viel deutlicher.
Mit diesen beiden Luftaufnahmen verabschiede ich mich für heute aus dem Tagebuch. Morgen melden wir uns zurück – in frischer Natur, frisch geduscht, mit frischer Wäsche und endlich mit absolut perfekter Reiseausrüstung.
Noch ein kleiner Hinweis am Rande: Alle Fotos in diesen Tagebucheinträgen stammen direkt aus unseren Nikon-Kameras, aufgenommen mit den entsprechenden Nikon-Rezepten. ABER – sie sind auch super fix bearbeitet, und zwar mit Radiant. Mehr Infos dazu gibt es in den kommenden Tagen