
Michael Omori Kirchner[/caption]
Als Gastschreiber im Blog der fotocommunity begrüßen wir heute
Michael Omori Kirchner, den Macher des Fotoblogs
fotografr.de.
Ist eine Spezialisierung als Berufsfotograf wichtig?
Von
Michael Omori Kirchner
Macht man sich als Fotograf selbständig, stellt sich die Frage, welche Dienstleistungen man seinen Kunden anbieten möchte. Führt man ein kleines Ladengeschäft in der Innenstadt mit angeschlossenem Fotostudio, ist die Antwort schnell gefunden: Das, was Kunden in einem solchen Geschäft erwarten, also Passbilder, Bewerbungsbilder, Familienportraits, Hochzeitsfotos und vielleicht noch Aktfotos. Damit ist man aber relativ nah dran an einem universellen Foto-Dienstleister, denn nebenbei verkauft man noch Bilderrahmen, Prints von Urlaubsfotos und diversen Kleinkram.
Seine Kunden bekommt ein solcher Fotograf in aller Regel vor allem durch die Lage seines Geschäfts und die Kenntnis seiner Kunden, dass es am Marktplatz in Kleinkleckersdorf ein Fotogeschäft gibt. Viele dieser Fotogeschäfte leben bereits jahrzehntelang recht gut davon (zumindestens dann, wenn sie gute Qualität abliefern). Ganz anders sieht es aber aus, wenn man kein Ladengeschäft hat und auf andere Vertriebswege angewiesen ist. Dann stellt sich die Frage: Universeller Fotodienstleister (ich fotografiere alles, was der Kunden will) oder Spezialisierung.
In meinen Augen ist es heute schwerer denn je, in der Masse der Fotografen nicht unterzugehen. Jeder, der eine Kamera halten kann, nennt sich Fotograf und baut sich eine Website „Hans Müller Fotografie“ oder „Hans Müller Photography“. Das Angebot umfasst dann meist die gesamte „Breitseite“: People, Akt, Tiere, Architektur, Produkte, etc. Und die Bilder, die auf der Website zu sehen sind, sind oft von ansprechender Qualität. Der Kunde, der sich einen Fotografen aussuchen möchte, hat also die Qual der Wahl. Und will man es ihm verdenken, wenn es sich im Zweifel für den günstigsten Anbieter entscheidet?
Aus dieser Preisspirale, die nach unten zeigt, kann man nur ausbrechen, wenn man sich mit seinem Angebot ganz klar fokussiert. Denn oft ist es nicht so, dass man sein Angebot dem potentiellen Kunden gerade dann präsentiert, wenn er den Bedarf danach hat. Ganz im Gegenteil, meist ist es eher so, dass er auf der Suche nach beispielsweise einem Hochzeitsfotografen ist, und sich nur an Fotografen erinnert, die genau diese Dienstleistung ganz klar als ihr Spezialgebiet positioniert haben. Alle anderen, die „fotografische Dienstleistungen aller Art“ anbieten, fallen durchs Raster.
Wenn man Glück hat, denkt der Kunde „Mensch, da habe ich doch letztens so tolle Hochzeitsfotos von Fotograf XY gesehen“ und findet beispielsweise über eine Google-Suche wieder auf die eigene Homepage. Dann muss nur noch der Preis im Budgetrahmen liegen und schon hat man einen Auftrag, obwohl man vielleicht weder der günstigsten Hochzeitsfotograf noch derjenige ist, der für den Kunden von der Entfernung her am nächsten ist.
Daher mein Tipp: Von der Masse abheben kann man sich als Fotograf nur, wenn man sich mit seinem Angebot eindeutig positioniert und einen Wiedererkennungswert hat.
Bevor jetzt kritische Kommentare kommen: Ja, mit meinen beiden Angeboten
„Portraitfotografie für Firmen“ und
„Beautyfotografie für Privatpersonen“ habe ich es auch noch nicht ganz geschafft, mich eindeutig zu fokussieren. Und ich tue mich auch schwer, einen von beiden Ästen abzusägen, denn beide entsprechen meinen eigenen Fähigkeiten als Fotograf und in beiden Disziplinen habe ich recht ansehnliche Referenzen aufbauen können.
http://www.fotografr.de/]]>
Eine bekannte These und sicherlich treffend argumentiert, trotzdem wage ich zu widersprechen.
Seit einigen Jahren führe ich ein Fotostudio, das sich bewusst nicht spezialisiert. Auf Nachfrage heißt es von uns gern: „Wir fotografieren alles ausser aus der Luft und unter Wasser“. Portrait/Hochzeit/Akt ist genauso vertreten wie Produkt/Werbung/Stilllife. Wir bedienen die Industrie ebenso wie Werbe-, Stock- und Presseagenturen. Für Konzerte und Messen werden wir genau so gern gebucht wie für Weihnachtsfeiern und sonstige Firmen-Events.
Es ist in diesem Fall eher umgekehrt: Wir haben eine recht überschaubare Anzahl an Kunden und Partnern, werden von diesen aber in verschiedensten Bereichen gebucht und empfohlen. Es ist vielleicht keine Spezialisierung auf ein bestimmtes Produkt, aber auf eine bestimmte Art der Vermarktung: Hohe Qualität zum akzeptablen Preis, werblich konzentriert auf Multiplikatoren. Dazu gehören größere Mittelständische Unternehmen genau so wie nicht allzu kleine, aber noch überschaubare Agenturen. So rum funktioniert Spezialisierung halt auch.
Liebe Grüße,
Roland
In erster Linie sollte man sich schon auf die fotografischen Themen beschränken, die einem auch am meisten Spaß machen, um auch über einen längeren Zeitraum bestehen zu können. Zwei oder drei Bereiche sind vielleicht möglich, die Frage wird dann aber sein, wieviel Zeit übrig bleibt, sich in allen Bereichen weiter zu entwickeln und gleich gute Qualität zu liefern, denke ich.
p.s.ich weiß das im Kommentar gelandet,aber vielleicht weiß ja jemand etwas?Im übrigen finde ich den Artikel sehr treffend,lediglich stellt sich für mich die Frage ob man unbedingt nur auf einem Sektor etwas macht.
Servus,ich habe eine Frage,denn ich mache meine Ausbildung über dasfotografieinstitut.de und möchte natürlich mehr lernen und wenn möglich in der Pressefotografie,Landsschaftsfotografie,Partyfotografie fuß fassen und einen Job finden.Weißt du evtl.noch etwas wo ich noch was lernen kann,oder Job technisch etwas geht?Spielt das Alter eine Rolle?Ich bin 46 Jears old.Wäre toll eine Antwort zuerhalten.Lg Irmgard-Edit
Etwas kurzer, aber (somit) auf den Punkt gebrachter Artikel. Dazu kommt, dass sich der Bekanntheitsgrad mit den Jahren steigert. Vorausgesetzt, die Qualität stimmt vom künstlerischen, technischen und menschlichen Gesichtspunkt aus gesehen. Wer dies erreicht, wird zwangsläufig auch Anfragen für andere Projekte als dem eigentlichen Hauptbereich erhalten (wenn man denn dies möchte). Jedoch widerspreche ich Lutz Ungerbühler etwas: Klar kann sich heute fast jeder eine hochauflösende DSLR kaufen und damit TECHNISCH qualitativ hochwertige Bilder abliefern. Wer als Kunde aber (z.B. an Hochzeitsfotos) lange Freude haben möchte, findet erst dann seinen Fotografen, der künstlerisch (Bildkomposition, Beherrschung von Tiefenschärfe, Blickwinkel etc.) und menschlich „gute Ware“ abliefert. Ich erlebe es immer wieder, dass aber effektiv auch eine Unterscheidung von Qualität und Preis vorgenommen wird. Wer sparen möchte, hat in den meisten Fällen weniger „Qualität“, wer schöne Bilder haben möchte, zahlt gerne etwas mehr.
Ich glaube die Schwierigkeit liegt nicht in dem Finden der Spezialisierung, sondern darin, alles andere weg zu lassen 😉
Dem Beitrag von Herrn Kirchner kann ich nur zustimmen.
Mit meiner Positionierung suche ich keine Kunden, sondern die Kunden finden mich. Das ist sehr angenehm 🙂 http://www.mein-golfspiel.de/
Absolut. Ich bin in der Position, beide Seiten zu vertreten. ich betreibe eine Werbeagentur und ich fotografiere. Als Agentur suche ich mir den Spezialisten, der zu meinem gewünschten Thema herausragt. Preislich einigt man sich in der Regel, sodass der Preis kein Vorabfilter sein muss.
Als Fotograf habe ich mich auf das Thema Beine spezialisiert. Wenn man das durchhält, bekommt man irgendwann die ersten Jobs aus der Schuhbranche. Und dann gibt ein Kontakt den nächsten. Ich habe mich ganz einfach auf das spezialisiert, was mir am meisten Spaß macht. In der Annahme, dass ich das dann auch am besten bediene.
Eine Spezialisierung ist enorm wichtig, da stimme zu 100% zu, wenn auch es nicht immer ganz einfach ist, seine kleine Niesche zu finden aber es lohnt sich zu suchen und finden ! 😉
Ich finde die Ausführungen von Michael Omori Kirchner sehr interessant. Da ich selbst mit dem Gedanken spiele, mich mit Fotografie selbstständig zu machen und schon viel darüber recherschiert habe, kann ich Ihm nur zustimmen.
Wenn man sich nicht spezialisiert, dann ist es ohne Ladengeschäft mit guter Lage, heutzutage sehr schwer von der Fotografie zu leben.
Da DSLR`s recht günstig geworden sind, kann heute fast jeder ansprechende Bilder machen. Die Kunden suchen dann hauptsächlich nach dem günstigsten Anbieter.
Der einzige Weg ist Spezialisierung, Wiedererkennungswert und jede Möglichkeit nutzen, sich einen guten Namen zu machen.
Immer gutes Licht, Lutz Ungerbühler